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vor 14 Stunden schrieb leicanik:

Dein Standpunkt gefällt mir zwar, aber so zwingend, wie du es formulierst bzw. wie es spontan klingt, finde ich es nach einigem Nachdenken doch nicht. Nur weil es de facto keine Einheitlichkeit gibt, leitet sich doch nicht automatisch daraus ab, alles zu dürfen. 

Ich sage nicht, dass man alles "darf" (von einem ethischen Standpunkt aus), aber es wird definitiv alles "gemacht" in der Fotografie. Von Propagandalügen über Konsumverführung in der Werbung bis zum moralischen Appell ist alles dabei und alle möglichen Kräfte tun dies auch fleißig, wir sind permanent umgeben von diesen Bildern. Und genau deshalb finde ich es wichtig, eine "Haltung" einzunehmen.

Das kann auch einfach Neugierde sein. Ein schönes Beispiel ist die Fotoserie von Bettina Flitner, die "Freier" in Bordellen fotografiert hat. Die Portrait/Zitat-Kombinationen verurteilen nicht, die Fotografin wollte einfach herausfinden: Warum gehen Männer ins Bordell?

Die gleiche Haltung kann man auf alle möglichen fotografischen Themen anwenden: ob das deutsche Hinterhöfe, die Verhältnisse in der Altenpflege oder der Zustand der Natur in der Umgebung des Fotografen ist: herausfinden, was ist und als Fotograf ein erzählerisch starkes und dichtes Ergebnis abliefern: das finde ich klasse. Dafür ist das Medium ideal und jedem zugänglich.

"Schöne Bilder" zu produzieren finde ich nicht genug (schöne Menschen, schöne Blumen, schöne Sonnenuntergänge). "Interessante" Bilder zu machen, zu editieren und zu präsentieren – das empfinde ich als Aufgabe der Fotografie und der Fotografen.

Viele Grüße, Christian 

P.S.: Hier ein sehr guter ergänzender Text zum Thema bei kwerfeldein: "Stil – was ist das?"

bearbeitet von christian ahrens
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vor 10 Stunden schrieb Atur:

@leicanik 

kannst Du mir mal ein praktisches Beispiel nennen, wo es ethisch betrachtet drauf ankommt (=einen Unterscheid macht), wie  Du eine Sache auf dem Foto darstellst?
ich weiß nicht, was Du mit Deinen Fotos machst, daher die Frage/ Bitte.

Es ist doch bereits weiter oben deutlich diskutiert worden, dass nicht das Foto selbst ethisch ist oder nicht, sondern was damit gemacht wird. Insofern verstehe ich diese Frage nicht.

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Was macht denn ein Kriegs-Fotograf?

Prangert er mit den Bildern an oder verdient damit nur schnöde Geld?

 

... und der Betrachter?

Ergötzt er sich am Leid anderer oder ist er schockiert und agiert gegen Krieg.

 

Da diese Fragen sind nicht allgemein zu beantworten sind, muss das jeder vor seinem Gewissen verantworten (und dies ist nicht delegierbar!)

 

Gruss

Stephan

 

 

bearbeitet von stht
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vor 11 Minuten schrieb stht:

Was macht denn ein Kriegs-Fotograf?

Prangert er mit den Bildern an oder verdient damit nur schnöde Geld?

 

... und der Betrachter?

Ergötzt er sich am Leid anderer oder ist er schockiert und agiert gegen Krieg.

Und da hast eine wichtige Funktion vergessen: Er informiert und ist hoffentlich ein neutraler Kriegsfotograf jenseit von embedded und Propaganda. Dann erfüllt eine wichtige Information, nämlich die des unvoreingenommenen Betrachters, der diesen Krieg dokumentiert. Und das ist gerade in Kriegen sehr wertvoll, den "das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit".

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@ cyco,

 

ja, bin damit Einverstanden! Alle Facetten kann ich nicht beschreiben, die Aussage von mir war sehr "digital" (schwarz/weiß).

 

Nur: Kann Krieg überhaupt neutral dargestellt werden? Ich meine nein, denn ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen.

 

Gruss

Stephan

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vor 36 Minuten schrieb joachimeh:

Es ist doch bereits weiter oben deutlich diskutiert worden, dass nicht das Foto selbst ethisch ist oder nicht, sondern was damit gemacht wird. Insofern verstehe ich diese Frage nicht.

gerade deswegen frage ich. Ich will wissen, wie und wo leicanik seine Fotos zeigt. da hast Du mich falsch verstanden, vielleicht habe ich es nicht klar genug ausgedrückt.

Die Frage ging an ihn, nicht an Dich.

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vor 5 Stunden schrieb Südtiroler:

 

Nicht wegen der Fotoausrüstung, sondern durch deine Begeisterung dafür, andere Leute öffentlich an den Prager stellen zu wollen, was aber durchaus gängigen Vorurteilen entsprechen würde, also mach mal.  

 

Du solltest dich etwas klarer ausdrücken - du hast mich als Denunzianten bezeichnet, unterstellst mir eine Begeisterung Leute öffentlich an den Pranger zu stellen ( pauschal, wohlgemerkt), und, dass ich einem bestimmten Klischee entspreche, bei dem du dich auf meine Fotoausrüstung beziehst.  

@noreflex

Meister, kannst du mir das ggf. erklären, ich verstehe den Menschen nicht und könnte eventuell wieder ausfallend werden.

 

 

bearbeitet von gansik
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Gast Südtiroler
vor 3 Stunden schrieb cyco:

Und da hast eine wichtige Funktion vergessen: Er informiert und ist hoffentlich ein neutraler Kriegsfotograf jenseit von embedded und Propaganda. Dann erfüllt eine wichtige Information, nämlich die des unvoreingenommenen Betrachters, der diesen Krieg dokumentiert. Und das ist gerade in Kriegen sehr wertvoll, den "das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit".

Wie kann ein Kriegsfotograf neutral sein? Er schließt sich ja üblicherweise einer Partei an, um näher ran zu kommen und ich kann mir schwer vorstellen, dass diese es akzeptieren würde, schlecht dargestellt zu werden. 

 

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vor 14 Minuten schrieb Südtiroler:

Wie kann ein Kriegsfotograf neutral sein? Er schließt sich ja üblicherweise einer Partei an, um näher ran zu kommen und ich kann mir schwer vorstellen, dass diese es akzeptieren würde, schlecht dargestellt zu werden. 

 

Dann überdenke dein Statement nochmal, wenn du das Foto von dem nackten Vietnam Mädchen anschaust, das von einem Napalm Bombardement flieht. Das hat damals die Welt erschüttert und war sicher nicht im Sinne seiner kriegführenden Regierung, die sicherlich patriotisch motivierende Bilder bevorzugt hätte.

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vor 46 Minuten schrieb Südtiroler:

Wie kann ein Kriegsfotograf neutral sein? Er schließt sich ja üblicherweise einer Partei an, um näher ran zu kommen und ich kann mir schwer vorstellen, dass diese es akzeptieren würde, schlecht dargestellt zu werden. 

 

joachimeh hat schon in meinem Sinne geantwortet. Das ist ja das Gute in der Welt, dass manche Menschen dieses schwarz/weiss- und eine Seite/andere Seite- Denken nicht mitspielen und auch die "eigene" Seite hinterfragen. Leider wird das gerade überall etwas schwieriger.

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vor 4 Stunden schrieb stht:

Nur: Kann Krieg überhaupt neutral dargestellt werden? Ich meine nein, denn ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen.

Mit neutral ist von mir gemeint, dass Krieg und Kriegsverbrechen ungeschönt aufgenommen werden und nicht mit dem Vorsatz für Propagandazwecke.

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Gast Südtiroler
vor 2 Stunden schrieb joachimeh:

Dann überdenke dein Statement nochmal, wenn du das Foto von dem nackten Vietnam Mädchen anschaust, das von einem Napalm Bombardement flieht. Das hat damals die Welt erschüttert und war sicher nicht im Sinne seiner kriegführenden Regierung, die sicherlich patriotisch motivierende Bilder bevorzugt hätte.

Das ist jetzt ein Beispiel wo die Schrecken des Krieges in einem Bild dargestellt wurden.

Ich würde aber mal annehmen, dass das die Ausnahme und nicht die Regel ist.

Ich habe Dokus gesehen, wo Kriegsberichterstatter mit den Soldaten in den Jeeps an die vorderste Front mitfuhren, um zu berichten. Diese können meiner Meinung nach gar nicht neutral berichten, da sie schon bei der Wahl des Taxis Partei ergriffen haben.

 

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vor 8 Stunden schrieb Atur:

Ich will wissen, wie und wo leicanik seine Fotos zeigt.

Es ist nicht so, dass ich unbedingt eine Lösung für mich brauche, weil ich gerade mit irgendeiner Art von Veröffentlichung meiner Bilder hadern würde. Ich fand einfach die Frage als Grundlage für eine Diskussion interessant. Es geht mir dabei nicht darum, eine "allgemeingültige Wahrheit", den "einen richtigen Weg", eine "Fotografen-Doktrin" oder ähnliches herauszufinden, sondern im Gegenteil erhoffte ich mir, mit eurer Hilfe die vielen Facetten zu beleuchten, die das Thema hat. Und mich interessierten ganz einfach die verschiedenen Standpunkte. Gewissermaßen ist mir der Weg das Ziel ;)

Ich will mich aber nicht um eine Antwort auf deine Frage drücken: Ich mache meine Bilder für private Zwecke. Zeige sie im Verwandten- oder (kleinen) Bekanntenkreis, habe bisher einmal eine Fotoausstellung mit zwei fotografierenden Freunden zusammen bestritten und zeige Bilder in Fotoforen. Nichts aufregendes also. Trotzdem beschäftigt mich die Eingangsfrage :)

 

 

bearbeitet von leicanik
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vor 18 Stunden schrieb cyco:

Mit neutral ist von mir gemeint, dass Krieg und Kriegsverbrechen ungeschönt aufgenommen werden und nicht mit dem Vorsatz für Propagandazwecke.

Hi,

auch die nicht-propagandistische oder tendenziöse Kriegsberichterstattung ist in der Regel nicht "ungeschönt". Bestimmte Arten von Bildern werden von den Medien praktisch nie gedruckt. Der deutsche Fotograf Christoph Bangert hat solche Bilder gemacht und veröffentlicht, in seinem Buch "War Porn" (näheres z.B. hier: https://www.zeit.de/kultur/2014-06/christoph-bangert-war-porn-interview).

Das ist schon eine diffizile Sache: Was ist real? Was ist ungeschönt? Was ist tendenziös? Gibt es überhaupt etwas, das nicht tendenziös ist? Ist es vielleicht sogar richtig, dass der Fotograf in eine bestimmte Richtung hin Aussagen trifft? Wenn ja, wann ist das der Fall? Usw. usf. 

Viele Grüße, Christian 

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vor 16 Minuten schrieb christian ahrens:

Der deutsche Fotograf Christoph Bangert hat solche Bilder gemacht und veröffentlicht, in seinem Buch "War Porn" (näheres z.B. hier: https://www.zeit.de/kultur/2014-06/christoph-bangert-war-porn-interview).

Danke für den Link. Der ist sehr spannend zu lesen und es wird auch einiges beantwortet, was hier gefragt wurde. Hier ein Zitat:

"ZEIT ONLINE: Ihre Bilder haben trotz der grausamen Motive eine gewisse Ästhetik, War Porn sieht von außen aus wie ein Kunstbuch. Ist das für Sie kein Widerspruch? 

Bangert: Nein, überhaupt nicht. Nur weil das Thema so ernst ist, kann ich ja nicht versuchen, schlechte Bilder zu machen. Ich will, dass sich die Menschen diese Aufnahmen ansehen. Aber ich mache keine geplanten Bilder. Ich reagiere auf Situationen und versuche, das, was ich erlebe, so ehrlich wie möglich zu dokumentieren. Manchmal entstehen dabei Bilder, die auf eine gewisse Weise schön aussehen. Die Grenze ist überschritten, wenn es nur noch um Ästhetik geht und nicht mehr um das Ereignis, das ein Foto zeigt."

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vor 30 Minuten schrieb christian ahrens:

Das ist schon eine diffizile Sache: Was ist real? Was ist ungeschönt? Was ist tendenziös? Gibt es überhaupt etwas, das nicht tendenziös ist? Ist es vielleicht sogar richtig, dass der Fotograf in eine bestimmte Richtung hin Aussagen trifft? Wenn ja, wann ist das der Fall? Usw. usf.

Weil der Fotograf mit seinen raumbegrenzten Bildchen immer eine Auswahl trifft, muss er sich entscheiden, was er auswählen will und wird unvermeidlich subjektiv, sprich tendenziös.

Negativ wird der Begriff Tendenz, wenn er seine Darstellung als Wahrheit verkaufen will. Aber die meisten Kriegsbilder, die ich kenne, stammen von Fotografen, die den Kampf nicht beschönigen wollen und deswegen in ihren Ausschnitten die Schrecken anhand Menschenbilder darstellen und das auch so sagen.

bearbeitet von Kleinkram
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