Am Dachsbau - Hinter der Kamera

[somo]

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Hallo in die Runde,

ich wollte meine Dachsbilder mal an zentraler Stelle zusammenziehen und euch mal einen Einblick hinter die Kulissen gewähren, da hier doch einige Rückfragen kamen und auch einiges an Interesse zu herrschen scheint - Danke an der Stelle dafür! 
 

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Das ganze Projekt hat nach einer Zufallsbegegnung letztes Jahr begonnen. Ich war morgens auf dem Weg zur Arbeit, als ich diesen schönen Dachs auf einer Wiese nach Würmern suchen sah. Ich habe kurzerhand halt gemacht, bin aus dem Auto gestiegen und konnte mich dem Tier gegen den Wind bis auf wenige Meter ohne Tarnung nähern. Es war nicht der erste Dachs den ich gesehen habe, aber ich war noch nie einem so nahe gekommen und stellte da erst fest wie groß diese Tiere sind.

Im Laufe der darauf folgenden Monate wuchs in mir immer mehr der Wunsch diese Tiere noch öfter zu fotografieren und ich begann mich einzulesen und nach Dachsburgen zu suchen. Ende des Jahres fand ich dann endlich einige Dachsburgen von unterschiedlicher Größe und an unterschiedlichen Stellen um unseren Wohnsitz herum. 

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Da es zu der Zeit eigentlich schon aussichtslos war das Projekt noch im gleichen Jahr zu starten, verschob ich die Pläne auf dieses Jahr und begann im Frühjahr damit die Dachsburgen auszuspähen. Dazu verwendete ich ein Set aus Trailcams um den besten Bau zu ermitteln und die Aktivitätszeiten der Tiere einschätzen zu können. Es dauerte dann noch etwa zwei Monate, ehe ich halbwegs eine Entscheidung treffen konnte und ehe ich eine Ahnung davon hatte, wo sich ein Ansitz lohnen könnte. 

bearbeitet 5. Juli 2020 von somo

[somo]

Anfangs dachte ich noch es würde einfach werden. Die Tiere sehen nicht sonderlich gut und sind auch nicht vorsichtiger als Rehe und Füchse. Doch der einzige Bau, an dem sich die Tiere vor Sonnenuntergang raustrauen, ist leider auch im dichtesten Wald und mit Nord-Ost-Ausrichtung. Das heißt am Abend hat man kaum Licht und nur eine kurze Zeitspanne in der man Bilder schießen kann... idealerweise an unbewölkten Abenden, denn nur dann kommt überhaupt genug Licht hinein um halbwegs fotografieren zu können 🙄 Zudem dreht der Wind an dem Standort sehr gerne und schränkt die Positionen ein, von denen man fotografieren kann. Der Wind ist überhaupt der kritischste Punkt, wenn es darum geht, dass mich der Dachs in der Nähe der Burg wahrnimmt. 

Ich habe etwa drei oder vier Stellen ausgemacht, von denen aus ich mehrere befahrene Ausgänge im Blick habe. Die Burg selber erstreckt sich soweit ich das einschätzen kann über etwa 150qm, wovon aber nur der östliche Teil der Burg regelmäßig genutzt zu werden scheint. Die Burg hat insgesamt sicher um die 20 Ausgänge, wovon aber nur etwa 4-5 regelmäßig genutzt werden und an denen ich auch mit einem Abstand von 20m oder mehr ansitze. 

Als Tarnung nutze ich einen 3D-Anzug. Er hilft bei Dachsen nur sehr eingeschränkt, da die Tiere ohnehin sehr schlecht sehen. Andererseits hatte ich da auch öfter mal Rehe und Wildscheine auf der Trailcam zu sehen bekommen und neugierige Wanderer (es führt ein Waldweg etwa 30-50m am Dachsbau vorbei) will ich auch nicht unbedingt auf mich aufmerksam machen. Mit dem Jäger ist der Ansitz übrigens abgesprochen.

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Sorry für die schlechten Handyaufnahmen... ich hatte kein anderes Weitwinkel zur Hand

 

bearbeitet 5. Juli 2020 von somo

[somo]

Als Objektive kommen an diesem Bau eigentlich nur lichtstarke Festbrennweiten in Frage. Ich nutze je nach Position ein Oly FT 2.8/300 auf Stativ oder das Pana-Leica 2.8/200 aus der Hand.

 

An der Zweitcam befindet sich das 1.4/56 Sigma oder das 1.8/75 von Olympus für etwas weitere Aufnahmen. 

[somo]

Ich wurde von @pizzastein gefragt ob es mit Zecken problematisch sei. 

Die Ansitzpositionen und die Wege dazwischen, sowie den Wildwechsel über den ich zur Dachsburg gelange, habe ich im Bodenbereich relativ gründlich bereinigt. Also alles frei gemacht von Ästen und Blättern. Das hat den Hauptgrund, dass ich mich leise zurückziehen will sobald die Sonne untergegangen ist. Ich will die Tiere schließlich so wenig wie nur irgendwie möglich stören. Das klappt recht gut und hat den ausgesprochen positiven Nebeneffekt, dass ich durch das wenige Laub auch erst eine Zecke an mir rumkrabbeln hatte und diese auch sehr schnell bemerkt habe. Daher sind bei den Dachsen eher die Mücken mein Problem... dieses Jahr ohnehin, da sind es verdammt viele.

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Und so sah mein Rücken nach dem ersten längeren Ansitz aus... seitdem trage ich zusätzlich noch einen dicken Pullover unter dem Tarnanzug (seitdem gehen sie immerhin nur noch an das Gesicht und die Hände)

Räucherwerk und Autan usw. kommen nicht in Frage, das würden die Dachse vermutlich auch noch gegen den Wind riechen... 

bearbeitet 5. Juli 2020 von somo

[cyco]

Argh ... das Bild vom Rücken löst Instant-Juckreiz bei mir aus. Die Dachs-Bilder sind mal wieder sehr schön.

[somo]

vor 27 Minuten schrieb cyco:

Argh ... das Bild vom Rücken löst Instant-Juckreiz bei mir aus. Die Dachs-Bilder sind mal wieder sehr schön.

Naja... das Wort LEIDENschaft, das kommt ja nicht von ungefähr  Aber es ist wie mit den frisch gewordenen Eltern. Die sagen ja auch immer so Sachen wie: "Wenn's dich einmal anlächelt, dann war es alle Anstrengungen wert." So ist das bei mir mit den Dachsen halt auch  "Wenn's einmal aus dem Dachsbau schaut, dann war es all die Mückenstiche wert" 🤣

bearbeitet 5. Juli 2020 von somo

[Ameise]

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danke für den Extra-Bericht

 

(und ja, mich juckt es auch sofort.....Ö;;Ö.... man muß sich wirklich sehr beherrschen, dann vergeht das Gejucke relativ rasch; wehe man beginnt zu kratzen..... )

 

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[somo]

vor 10 Minuten schrieb Ameise:

danke für den Extra-Bericht

Gerne! Wie gesagt ich freue mich über das Interesse daran. Wollte nun aber doch nicht mehr die anderen Threads so damit füllen. Wird für den ein oder anderen vielleicht doch schnell langweilig. Die kommenden Infos setze ich deshalb gesammelt hier hinein. Zumal die Bilder dazu anderswo ziemlich OT wären. 

bearbeitet 5. Juli 2020 von somo

[Hai-Me]

Sehr schöner making-of-Bericht, danke dafür!

Fotos von wildlebenden Dachsen sind für mich immer etwas ganz besonderes. Ich habe in den letzten 20 Jahren an Wildlifebildern alles durch, was ich mir mal als Ziel gesetzt habe. Fuchs, Rothirsch, Eisvogel und was sonst noch so durch unsere Wälder läuft/fliegt. Aber eine geeignete Dachslocation habe ich in den ganzen Jahren noch nicht gefunden.

Entweder spielte der zuständige Jäger nicht mit oder die Tiere waren wirklich nur bei weitgehender Dunkelheit außerhalb des Baues zu beobachten. Daher freut es mich immer wieder, wenn jemand eine entsprechende Location findet und auch gut umsetzt.

 

Gruß

Heiko

[lefou]

Auch von mir sehr gerne ein "Chapeau" für die Bilder, den Bericht und den juckenden Abschluß.

[somo]

vor 32 Minuten schrieb Hai-Me:

Entweder spielte der zuständige Jäger nicht mit oder die Tiere waren wirklich nur bei weitgehender Dunkelheit außerhalb des Baues zu beobachten. Daher freut es mich immer wieder, wenn jemand eine entsprechende Location findet und auch gut umsetzt.

Danke sehr Heiko! Ja, das mit den Jägern gestaltet sich manchmal schwierig. Bei gelegentlichen Ansitzen frage ich auch nicht mehr großartig nach. Ich nehme so gut es geht Rücksicht und schaue, dass ich die Jäger  nicht beim ausüben der Jagd störe. Getarnt ansitzen tue ich ohnehin nur da, wo ich die Ansitze kenne (und mit einem kurzen Blick erkenne ob der Weidmann im Ansitz hockt) oder am besten gleich da, wo gar nicht gejagt wird. Manchmal kommt man aber nicht drum herum, erst recht nicht wenn man Trailcams etc. aufstellt und sich Wege usw. einrichtet. Man möchte ja auch nicht für einen Wilderer o.ä. gehalten werden, da hängt dann der "Waldsegen" mit der Jägerschaft garantiert schief. 

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Wobei sich das mit den Trailcams auch schnell erübrigt hat nachdem ich die Aktivitätszeiten hatte. Ich nutze relativ günstige Modelle, falls doch mal eine geklaut oder zerstört wird. Ich hatte anfangs noch die Hoffnung, dass ich die Individuenzahl über die Trailcams bestimmen kann. Aber durch die eingeschränkten Blickwinkel und die schlechte Qualität kann man sich das leider schenken, da hilft dann eher der Ansitz vor Ort. 

Abgesehen davon bin ich zur Zeit auch am überlegen ob ich nicht noch eine günstige DSLR für eine Fotofalle anschaffen soll. Das wäre vielleicht noch etwas für den Herbst, wenn es schon früh dunkel wird. 

bearbeitet 5. Juli 2020 von somo

[somo]

vor 9 Minuten schrieb lefou:

Auch von mir sehr gerne ein "Chapeau" für die Bilder, den Bericht und den juckenden Abschluß.

Na, ich hoffe doch das war erst der Anfang des Threads  Danke dir!

bearbeitet 5. Juli 2020 von somo

[Haeb2201]

Klasse Bericht und tolle Bilder.

Danke das uns ohne Juckreiz daran teilnehmen lässt.

 

[somo]

vor 2 Minuten schrieb Haeb2201:

Klasse Bericht und tolle Bilder.

Danke das uns ohne Juckreiz daran teilnehmen lässt.

Gerne doch! 🙂

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[flyingrooster]

Ich habe zwar zuerst irrtümlich „Am Dachausbau“ gelesen, aber die Dachse sind ja noch besser!

Danke für die Einblicke, welche wiedermal zeigen wieviel Vorbereitung und Drumherum so manches fotografisches Genre für hervorragende Fotos benötigt. Bitte weiter so. 👍

[somo]

vor 42 Minuten schrieb flyingrooster:

Ich habe zwar zuerst irrtümlich „Am Dachausbau“ gelesen, aber die Dachse sind ja noch besser!

Danke für die Einblicke, welche wiedermal zeigen wieviel Vorbereitung und Drumherum so manches fotografisches Genre für hervorragende Fotos benötigt. Bitte weiter so. 👍

Danke und gerne! Dachausbau steht uns auch noch bevor. Wird aber sicher nicht so spannend für euch und schlimmer als ein paar Mückenstiche für mich! 😂

[somo]

Update:

Ich war diese Woche auch wieder am Dachsbau. Die Dachse wechseln gerade ständig die Ausstiege aus der Burg und die Stellen am Bau an denen sie arbeiten. Bei einer großen Dachsburg heißt das, sie können im Umkreis von 50-75m überall herauskommen - das macht das Fotografieren sehr schwer. 

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Hier ist eines der Alttiere mit dem Ausbau der Burg beschäftigt. Das Bild ist mit einer 1/40s und bei F1.4 bei ISO 1600 aufgenommen. Das Bild dient also eher der Dokumentation. 

Ich hatte die letzten 2 Wochen ständig mit wechselhaften Bedingungen zu kämpfen. Bewölkter Himmel ist ein K.O. Kriterium für den Ansitz, da der Wald an der Stelle ohnehin schon relativ dicht ist. Ebenso sind wechselnde Windrichtungen tabu, ehe sich die Tiere nicht an mich gewöhnt haben. Das kann beim Dachs aber sehr, sehr lange dauern. Je nach Individuum geht das aber, wie man auch an den Dachsbildern und den Berichten von Tesni Ward sehen kann:

http://www.tesniward.co.uk

https://www.instagram.com/badger_diaries/?hl=de

Ich bleibe jedenfalls am Ball und hoffe irgendwann mal einen Draht zu diesen Tieren aufbauen zu können.

 

bearbeitet 12. Juli 2020 von somo