tengris Geschrieben 28. Juni Share #1 Geschrieben 28. Juni Werbung (verschwindet nach Registrierung) Tag 1: Auffindung Bei der Ernte von Felsenbirnen wird zufällig eine Raupe "mitgeerntet". Sie hält sich an der Unterseite eines Blattes auf. Die Länge beträgt ca. 15mm. Mit dem Kokon nebenan hat sie wohl nichts zu tun. Die Felsenbirnen wurden gepflanzt, es könnte sich auch um eine ausländische Art oder Zuchtform handeln. Der Standort ist im zentralen Niederösterreich. Zur Kandidatin selbst: Hallo, lieber Besucher! Als Forumsmitglied (kostet nix) würdest du hier ein Bild sehen… Einfach hier registrieren – Wir freuen uns immer über neue Mitglieder! Hallo, lieber Besucher! Als Forumsmitglied (kostet nix) würdest du hier ein Bild sehen… Einfach hier registrieren – Wir freuen uns immer über neue Mitglieder! Unglücklicherweise gibt es hier mindestens zwei Arten, deren Raupen sich nahezu auf's Haar gleichen. Cosmia Pyralina Lithophane Ledereri Es gibt aber subtile Unterschiede: Der Rückenstreifen ist bei Lithophane Ledereri breiter als bei Cosmia Pyralina. Die einzelnen Segmente sind durch einen gelben Rand deutlicher voneinander abgesetzt. Meine erste Diagnose: Lithophane Ledereri, da gibt es keine zweite Meinung. Gibt es doch. Lithophane Ledereri ist vom Südbalkan bis Kleinasien verbreitet. Ein Vorkommen in Mitteleuropa ist nicht dokumentiert. Als Futterpflanze werden verschiedene Platanenarten angegeben. Diese kommen bei uns vorwiegend in Parkanlagen vor. Mir wäre in einem größeren Umkreis keine Platane bekannt. Ich kann es aber auch nicht ausschließen. Cosmia Pyralina aka Violettbraune Ulmeneule wäre hingegen eine heimische Art. Eine Bergulme befindet sich in 20m Entfernung. Diese weist aber keine sichtbare Besiedlung mit Raupen und auch keine relevanten Fraßspuren an den Blättern auf. Auch an den Felsenbirnen finden sich nach stichprobenartiger Kontrolle keine Fraßspuren, insbesondere auch nicht an dem Blatt, an dessen Unterseite die Raupe immer noch sitzt. Allerdings ist das Felsenbirnengestrüpp dicht und es lässt sich nicht mehr feststellen, wo genau die Raupe "geerntet" wurde. Mögliche Erklärungsansätze: Lithophane Ledereri ist nach Norden gewandert. Wer sich in Griechenland wohlgefühlt hat, ist heute in Mitteleuropa nicht fehl am Platz. Ich habe keinen deutschen Namen für die Art gefunden, aber vielleicht brauchen wir bald einen. Die Raupe von Cosmia Pyralina variiert in ihrer Färbung so stark, dass es zu Überdeckungen mit Lithophane Ledereri kommt. Ich kann nicht beurteilen, wie weit die Raupe in ihrer Entwicklung ist und ob sie noch fressen muss. Sonst könnte man sie überwintern und sehen was daraus schlüpft. Ich will aber kein Tier der Natur entnehmen. Ich veröffentliche den Fall in einigen spezialisierten Insektenforen. pizzastein, Johnboy, SilkeMa und 1 weiterer haben darauf reagiert 4 Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werbung Geschrieben 28. Juni Geschrieben 28. Juni Hi tengris, Das könnte für dich interessant sein: Chronik eines angekündigten Todes . Da findet jeder was…
tengris Geschrieben 28. Juni Autor Share #2 Geschrieben 28. Juni Tag 2: Eine schockierende Erkenntnis Experte Peter beurteilt die Auffindungssituation: "Ich vermute leider, dass der Kokon doch was mit der Raupe zu tun hat. Der Kokon ist von einer Schlupfwespenlarve, die die Raupe aus dem schwarzen Loch verlassen hat und daneben ihren Kokon gefertigt hat. Lange dürfte sie nicht mehr leben. Und so gibt es leider kein Zuchtergebnis, um die Bestimmung abzusichern." Das sind keine guten Nachrichten. Der schwarze Fleck auf der linken Körperseite der Raupe war mir auch aufgefallen. Da er an seinen Umrissen nicht als anhaftender Parasit erkennbar war, habe ich ihn für eine Verschmutzung gehalten. Es gab auch mikroskopisch kleine achtbeinige Lebewesen - vermutlich Spinnenbabys - um und auf der Raupe, sodass ich den Kokon einer Spinne zugeschrieben habe. Hallo, lieber Besucher! Als Forumsmitglied (kostet nix) würdest du hier ein Bild sehen… Einfach hier registrieren – Wir freuen uns immer über neue Mitglieder! Heute sind Änderungen am Kokon erkennbar. Es scheint sich um eine Delle zu handeln, welche gestern Abend noch nicht da war. Der Fleck an der Raupe lässt sich nicht entfernen. Auf Berührung reagiert sie mit Abwehrbewegungen, ist also noch am Leben. Sie ist aber offensichtlich unfähig die hinteren Beinpaare zu bewegen oder sich von ihrem Standort zu entfernen. Als das Blatt unbeabsichtigt zu Boden fällt, ist sie anschließend noch immer festverankert. Bei stärkerer Vergrößerung ist der Fleck deutlicher als Wunde erkennbar. Die Ränder beginnen bereits zu vergammeln. Summa summarum keine gute Prognose. Hallo, lieber Besucher! Als Forumsmitglied (kostet nix) würdest du hier ein Bild sehen… Einfach hier registrieren – Wir freuen uns immer über neue Mitglieder! Sollte es sich tatsächlich im eine Lithophane ledereri handeln, welche über die Balkanroute migriert ist, wäre das kein freundlicher Empfang im Gastland. pizzastein, Johnboy, James Adams und 2 weitere haben darauf reagiert 5 Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tengris Geschrieben 28. Juni Autor Share #3 Geschrieben 28. Juni Tag 3: Bestimmung gekärt, aber Schicksal besiegelt Expertin Sabine bringt eine weitere Art ins Spiel: "Hier sollte es sich um Lithophane socia handeln. Die Art ist polyphag und an allerlei Rosengewächsen (ua.) zu finden. Ich selbst habe sie auch schon an Felsenbirnen gesehn. Auch wenn sich die Raupen sehr ähnlich sind und man eine Einschleppung oder Migration nie ganz ausschließen kann, glaube ich nicht, dass es sich um L.ledereri handelt, da die Art monophag ist und sich an Platanen entwickelt. Leider wird der Falter nicht schlüpfen und den "Beweis" liefern, aber ich bin mir schon sehr sicher, dass das Tierchen ein Gelbbraune Holzeule ist." Diese Variante hatte mir Herr Google nicht an vorderer Stelle angeboten, sodass ich sie wohl übersehen habe. Aber in der Tat stimmt hier sowohl das Aussehen der Raupe als auch die beschriebene Lebensweise. Die Raupe selbst hängt schlaff und kraftlos am Blatt reagiert auf Berührung nur mehr schwach. Ich habe schon überlegt, sie von ihren Leiden zu erlösen, aber wer weiß ob sie überhaupt leidet? Vermutlich ist sie de facto gestorben als sie parasitiert wurde und seither nur mehr ein untoter Zombie. Ich gehe davon aus, dass wir morgen für die kleine Raupe eine Gedenkminute einlegen werden. Tag 4: Es ist vorbei Die Raupe reagiet nicht mehr. Das gelähmte Körperende hat bereits begonnen einzufallen. Ich übergebe den kleinen Leichnam den Ameisen. Die werden sich um eine artgerechte Bestattung kümmern. noreflex, wasabi65, SilkeMa und 6 weitere haben darauf reagiert 3 6 Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
flyingrooster Geschrieben 28. Juni Share #4 Geschrieben 28. Juni @tengris: Die täglichen Milliarden an Dramen um uns herum werden halt immer erst in Einzelbetrachtung besonders eindringlich. Möge die kleine Raupe nun an einem besseren Ort weilen. Danke für die Einblicke. tengris hat darauf reagiert 1 Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tengris Geschrieben 28. Juni Autor Share #5 Geschrieben 28. Juni (bearbeitet) vor einer Stunde schrieb flyingrooster: Die täglichen Milliarden an Dramen um uns herum Wikipedia schreibt über die Schlupfwespen (Ichneumonidae): Zitat Die scheinbare Grausamkeit der Lebensweise (einschließlich des Kannibalismus unter den Larven) der Ichneumonidae aus menschlicher Sicht beschäftigte im 19. Jahrhundert Philosophen, Naturwissenschaftler und Theologen, da diese Lebensweise mit der Existenz eines guten und eingreifenden Gottes unvereinbar sei. Charles Darwin fand das Beispiel der Ichneumonidae so verstörend, dass es seine Zweifel an der Existenz eines Schöpfers verstärkte, wie er 1860 in einem Brief an den amerikanischen Naturalisten Asa Gray schrieb. Im Englischen hat man ihnen deshalb den Beinamen "Darwin Wasps" gegeben. Ich gebe zu, dass ich auch immer wieder über Parasitierung unter Insekten gelesen habe. Das Ganze bekommt aber eine andere Bedeutung, wenn man das Opfer gewissermaßen "gekannt" hat. bearbeitet 28. Juni von tengris Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
flyingrooster Geschrieben 28. Juni Share #6 Geschrieben 28. Juni vor 27 Minuten schrieb tengris: Ich gebe zu, dass ich auch immer wieder über Parasitierung unter Insekten gelesen habe. Das Ganze bekommt aber eine andere Bedeutung, wenn man das Opfer gewissermaßen "gekannt" hat. Kann ich nachvollziehen. Nicht umsonst gilt der Satz: Ein Toter ist eine Tragödie, 1000 Tote sind eine Statistik. Wobei Parasiten nichtsdestotrotz über oftmals faszinierende Lebenszyklen verfügen. Insbesondere, wenn sie in ihren Wirten komplexe Verhaltensänderungen auslösen. Apropos Darwin Wasps: Der Tod Gottes ist insbesondere im 19. Jhdt. ja mehrfach festgestellt worden. Vermutungen zufolge ist er von einer Schlupfwespe namens „Aufklärung“ erwischt worden … tengris hat darauf reagiert 1 Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tengris Geschrieben 28. Juni Autor Share #7 Geschrieben 28. Juni (bearbeitet) Werbung (verschwindet nach Registrierung) vor 14 Stunden schrieb flyingrooster: Der Tod Gottes ist insbesondere im 19. Jhdt. ja mehrfach festgestellt worden. Vermutungen zufolge ist er von einer Schlupfwespe namens „Aufklärung“ erwischt worden … Gott (!) sei Dank gibt es in Amerika die Evangelikalen und ihren Messias Donald Trump. Der hat Gott wiederbelebt für einen Deal mit Seltenen Erden. Aber ich schweife ab. Das kommt hier nicht so gut. bearbeitet 29. Juni von tengris flyingrooster und 5oe haben darauf reagiert 2 Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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