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Rückenakt G2, 7-14mm


olaf

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Ich lehne mich jetzt mal zemlich weit zum Fenster raus:

----------------------------------------------------

Hunderte von Bildern in diesem Forum zeigen: Wer sich für teures Geld eine Kamera kauft, hat im Grunde eigentich mehr vor, als nur damit rumzuknipsen.

Jeder bewusste Druck auf den Auslöser rückt eine Erscheinung dieser Welt in ein bestimmtes Licht und gibt ihr damit gewissermaßen einen Namen.

Dies ist ein schöpferischer Akt.

Paul Klee formuliert diesen Vorgang so:

 

"Kunst gibt nicht das Sichtbare wider, sondern macht sichtbar, was bisher verborgen geblieben ist."

 

In dem weiter unten zitierten Beitrag habe ich das sinngemäß so formuliert: Der echte Akt zeigt eine dem Menschen zugrunde liegende Idee.

 

Es geht also überhaupt nicht um Pro und Contra. Es geht gar nicht um "gefällt mir", "gefällt mir nicht".

 

Mein subjektives Geschmacksurteil, so berechtigt und/oder richtig es für mich sein mag, sagt logischerweise nichts über das Kunstwerk selbst aus -

in diesem Falle ein photographisches Bild -, sondern naturgemäß nur etwas über meinen Geschmack bezüglich des Bildes.

 

Und wen interessiert der schon?

 

Der ist beim einen so und beim anderen anders und ist für den Photographen nur in begrenztem Maße eine konstruktive Hilfe.

(noman und acahaya haben das im "Schüchtern"-Beitrag trefflich beschrieben)

Von Vielen geäußert, verführt es manchen Photographen lediglich dazu, sich dem Geschmack der Vielen anzupassen.

 

Diese Hilfe setzt erst dann ein, wenn es gelingt, sich über die objektiven(!) Kriterien eines Kunstwerkes zu verständigen.

 

Was nun den technischen Teil dieser objektiven Kriterien angeht, treffe ich in diesem Forum immer wieder auf mehr Fachwissen,

als ich vermutlich jemals haben werde.

 

Was den künstlerischen Teil angeht, habe ich in https://www.systemkamera-forum.de/akt-fotografie/12548-ist-nackt-und-ist-akt.html

versucht, ein solches Kriterium für die Aktphotographie zu formulieren.

 

 

Angenommen, um ein aktuelles Beispiel zu nehmen, Illunaghor als Autor von "Schüchtern..." und ich als Betrachter könnten uns auf das dort formulierte Kriterum einigen,

dann könnten wir beide objektiv sagen:

 

"Dieses Bild ist kein Akt", und das ist dann keine Meinung mehr, das ist dann ein Urteil.

 

Ein so gefundenes Urteil wäre dann auch unabhängig von den subjektiven Meinungen irgendwelcher Mehrheiten/Medien.

 

Das ist von der Form her wie in der Mathematik: Man einigt sich auf ein Axiom und unterschiedliche Menschen können zum gleichen Ergebnis kommen.

Dort gibt es ja auch keine Mehrheitsentscheidungen.

 

 

 

Mir ist daran gelegen, wieder Klarheit in den Begriff "Akt" zu bekommen.

 

Dass er heute von vielen anders verstanden wird, als vor Jahrzehnten, ist schon klar.

Aber die Verwässerung des Begriffes kann ja schließlich kein Freibrief sein für Beliebigkeit.

Zwischen einem Akt und einem Nackedeibildchen ist immer noch ein Unterschied. Die Berechtigung beider soll hier gar nicht abgestritten werden.

Ein anderer Photograph in dieser Rubrik hat sich selbst mal sinngemäß als "Unterhalter" bezeichnet. Das fand ich offen und ehrlich und damit kann ich auch gut leben.

Aber jeder, der im Sinne von Akt ein Bild eines Menschen macht, (ob für sich selbst innerlich oder äußerlich als Photographie) hat eine große Verantwortung.

 

Mit Menschen experimentiert man nicht und spielt man nicht. (Das erledigt die Werbung schon zur Genüge.)

Für den Akt heißt das:

Der Akt soll nicht nur die Würde des Photographen, sondern besonders auch die des Modells bewahren, ihnen zur Ehre gereichen, nicht zur Schande. Dafüt gibt es andere Seiten.

 

 

Gruß, olaf

 

 

 

Nackt zeigt Fleisch - Akt zeigt Form.

Form ist immer der Ausdruck einer Idee.

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Ganz hervorragend (im wahren Sinne des Wortes) komponiert.

Das es sich hier um den Teil eines nackten Menschenkörpers handelt, ist - zumindest für mich - nebensächlich.

Insofern spielt auch die Kategorisierung z.B. als Akt keine Rolle, für mich ist es eine wunderbar reduzierte Formstudie.

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.... Dennoch leuchtet mir der Ausschnitt nicht ein.

Kann es sein, dass es an einer bestimmten Erwartung liegt?

Vielleicht habe ich den Titel nicht sonderlich gut gewählt. (Ich weiß sowieso immer nicht, was ich da hinschreiben soll.)

 

Habe mal versucht, von einem anderen Standpunkt aus hinzusehen.

Da könnte es einem evtl. etwas unvollständig / provisorisch vorkommen.

 

Der Anschnitt der Figur und die Asymmetrie können auf den ersten Blick schon recht fordernd sein. Da gebe ich Dir Recht.

 

Gruß, olaf

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Hunderte von Bildern in diesem Forum zeigen: Wer sich für teures Geld eine Kamera kauft, hat im Grunde eigentich mehr vor, als nur damit rumzuknipsen.

Jeder bewusste Druck auf den Auslöser rückt eine Erscheinung dieser Welt in ein bestimmtes Licht und gibt ihr damit gewissermaßen einen Namen.

Dies ist ein schöpferischer Akt.

 

Ich würde Dir hier wirklich gerne zustimmen, meine Erfahrungen in anderen techniklastigen Fotoforen lassen mich jedoch eher annehmen, dass Kameras und Objektive von vielen (aber Gott sei Dank nicht immer und nicht von allen) als eine Art Statussymbol oder Mit-Spielzeug betrachtet werden und Fotografieren weniger als schöpferischer Akt empfunden wird, sondern vielmehr als Möglichkeit zu dokumentieren, was man mit einer bestimmten Kamera-/Objektiv-Kombination fotografieren kann. Wenn ich ganz ehrlich bin, muss auch ich mir da gelegentlich an die eigene Nase fassen ;)

 

Paul Klee formuliert diesen Vorgang so:

 

"Kunst gibt nicht das Sichtbare wider, sondern macht sichtbar, was bisher verborgen geblieben ist."

Das ist die Auffassung von Paul Klee und man kann diese durchaus teilen. Man muss aber nicht. Kunst hat viele Gesichter und es wäre schade, sie nur auf das Sichtbar machen von Verborgenem zu reduzieren. Sie kann durchaus auch plakativ sein.

 

 

schnippel ... Von Vielen geäußert, verführt es manchen Photographen lediglich dazu, sich dem Geschmack der Vielen anzupassen.
Ja. Leider!

Es ist nicht immer einfach, sich dem Geschmack der Mehrheit zu entziehen ;). Das gelingt eigentlich nur dann, wenn man von seinen eigenen Bildern absolut überzeugt ist und dann kommt man sehr schnell an den Punkt, an dem man auch für berechtigte konstruktive Kritik nicht mehr zugänglich ist.

 

 

Diese Hilfe setzt erst dann ein, wenn es gelingt, sich über die objektiven(!) Kriterien eines Kunstwerkes zu verständigen.
Das setzt voraus, dass man die eigenen Fotos oder was immer man daraus gebastelt hat als Kunst betrachtet.

Ich selbst habe diesen Abspruch nicht, ich fotografiere, weil es mir Spass macht und ich zeige meine Bilder um zu erzählen, zu unterhalten, jemandem ein Lachen oder Stirnrunzeln zu entlocken, manchmal um zu provozieren und ... sehr oft einfach nur, weil mir ein Bild gefällt und ich es herzeigen will.

 

Was nun den technischen Teil dieser objektiven Kriterien angeht, treffe ich in diesem Forum immer wieder auf mehr Fachwissen,

als ich vermutlich jemals haben werde.

Stimmt. U.a. deswegen bin ich auch hier.

 

Was den künstlerischen Teil angeht, habe ich in https://www.systemkamera-forum.de/akt-fotografie/12548-ist-nackt-und-ist-akt.html

versucht, ein solches Kriterium für die Aktphotographie zu formulieren.

... schnippel ...

Mir ist daran gelegen, wieder Klarheit in den Begriff "Akt" zu bekommen.

... schnippel ...

Zwischen einem Akt und einem Nackedeibildchen ist immer noch ein Unterschied. Die Berechtigung beider soll hier gar nicht abgestritten werden.

Ich kann irgendwie nicht ganz nachvollziehen, weshalb es Dir so wichtig ist, eine genaue Definition für den Begriff Akt zu finden. Meines Erachtens schränkst Du damit die Bilder, die im weitesten Sinne als Akt verstanden werden könnten, nur unnötig ein.

 

Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir hier eine Art Präfix verwenden, um klassische Aktfotografie von anderen "nackigen" Fotos zu unterscheiden, ich würde meine dann vermutlich einfach als [Mehr oder weniger Nackt] bezeichnen, weil es mir zu mühsam wäre, sie in irgendeine Schublade einzuordnen :D

 

Grundsätzlich finde ich es einfacher, meine Meinung zu einem Bild zu sagen, ohne mir gross Gedanken darüber zu machen, ob es nun in eine bestimmte Kategorie passt oder nicht. Ich meine damit, dass mir ein Bild das mir gefällt nicht weniger gefällt, nur weil es als Akt eingestuft wurde und im Sinne der klassischen Aktfotografie gar keiner ist.

 

Aber jeder, der im Sinne von Akt ein Bild eines Menschen macht, (ob für sich selbst innerlich oder äußerlich als Photographie) hat eine große Verantwortung.

 

Mit Menschen experimentiert man nicht und spielt man nicht. (Das erledigt die Werbung schon zur Genüge.)

Für den Akt heißt das:

Der Akt soll nicht nur die Würde des Photographen, sondern besonders auch die des Modells bewahren, ihnen zur Ehre gereichen, nicht zur Schande. Dafüt gibt es andere Seiten.

Hier gebe ich Dir völlig!!! recht, würde das aber nicht nur auf Akt oder Nackt beschränken. Man kann die Würde eines Menschen auch voll bekleidet verletzen.

 

Mich würde im Rahmen dieser Diskussion ganz ehrlich Deine/Eure Meinung zu Herlinde Koelbls "Starken Frauen" interessieren, insbesondere zum Bild "Nina" (Bild 10 der verlinkten Fotostrecke), welches mich absolut fasziniert, weil es einerseits so menschlich ist und andererseits irgendwie erschreckend und abstoßend wirkt.

H.K. hat übrigens gerade eine sehenswerte Ausstellung im Münchner Stadtmuseum.

 

Zum Bild:

Finde ich einerseits sehr gelungen, andererseits erstaunlich distanziert. Letzteres passt aber für mich gut zu Deiner Erklärung zum Thema Akt.

 

Was mir auffällt sind ein paar Farbabrisse in den dunklen Bereichen, mag an meinem Monitor liegen, aber wenn Du das gross drucken lassen und aufhängen möchtest (was ich an Deiner Stelle wohl tun würde), solltest Du sicher stellen, dass diese dann nicht sichtbar sind.

 

:) Sabine

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Hallo Sabine!

 

Zunächst mal vielen Dank für Deine sehr ausführliche Auseinadersetzung mit dem Text. (Können das nur Frauen ? ? ?)

 

Die Bilder von Herlinde Koelbl habe ich mir angesehen. Mir fällt auch spontan eine Menge dazu ein. Dennoch werde ich Dir erst morgen antworten, da ich es mit Texten nicht so leicht habe, wie mit Bildern.

Bis ich das alles zusammengestöpselt habe, dauert es immer etwas. Außerdem muss ich erst eine Nacht darüber schlafen (über die Bilder).

 

Gruß, olaf

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Kann es sein, dass es an einer bestimmten Erwartung liegt?

Erwartungen liegen in unbewusster Form natürlich immer vor.

Vielleicht habe ich den Titel nicht sonderlich gut gewählt. (Ich weiß sowieso immer nicht, was ich da hinschreiben soll.)

Durch Titel lasse ich meine ästhetischen Erwartungen eher nicht

beeinflussen.

Habe mal versucht, von einem anderen Standpunkt aus hinzusehen.

Das scheint mir ziemlich schwierig, ist ja aber andererseits der Sinn

von Diskussionen hier.

Da könnte es einem evtl. etwas unvollständig / provisorisch vorkommen.

Die Darstellung von Formen, was ja, wie wir uns wohl geeinigt haben,

ein Teil der Aktphotographie ist, gestaltet immer auch eine Fläche.

Wie sitzt die Figur in der Fläche, wie teilt sie den vorhandenen

(flächigen) Raum, wäre hier die Frage. Meine Sicht: Sie teilt ihn

gar nicht auf. Da ist einfach eine Form am Rande des Bildes in einem

schmalen Rahmen, der wiederum in einem übergroßen Rahmen sitzt.

Der weiße Rahmen muss leisten, was die Komposition im Grunde nicht

tut: die Gewichte und Formen in der Fläche anordenen und sie so

gliedern, dass ein spannungreiches Gleichgewicht entsteht.

Der Anschnitt der Figur und die Asymmetrie können auf den ersten Blick schon recht fordernd sein. Da gebe ich Dir Recht.

Als fordernd empfinde ich das nicht, eher erscheint mir das zufällig und

nicht ganz recht komponiert sowie erst durch Rahmungsmaßnahmen

gefasst und in Form gebracht.

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Hallo,

 

nun ist hier eine Pattsituation entstanden, die ich durch eine kleine Geschichte aus

 

"Freitag" Nr. 15 vom 8.4.1994

 

auflösen möchte:

 

Perspektiven-1.jpg

 

Peter, der gewiß humorvoll sein kann, wenn es ihn nicht selbst betrifft, wird es mir nicht verübeln, wenn ich sie aus seinem Forum

 

• Thema anzeigen - Perspektiven

 

hierhin übertrage.

 

Gruß

HPollmeier

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Servus olaf,

es tut mir leid, ich kann deine Definition und dein Bemühen um Abgrenzung des Begriffes Akt gegenüber Nackt zwar nachvollziehen und respektieren jedoch nicht teilen.

 

Nackt zeigt Fleisch, Akt zeigt Form als Bewertungsmassstab für die Kunstform Aktfotografie, hier Gute Akt-Aufnahme , dort Schlechte Nackt-Aufnahme, halte ich für nicht sonderlich tauglich.

 

Vorausgeschickt sei: In jedem Akt, wie auch immer er auf den ersten Blick wirken mag, schwingt immer der Klang der menschlichen Sexualität mit.

 

Sicherlich entwickelte und entwickelt jede Gesellschaft den Rahmen, innerhalb dessen sich auch die Aktfotografie bewegt. Diese ist nun um die 150 Jahre alt, da lohnt sich ein Blick auf die geschaffene Kunst vom nackten Menschen.

 

Die Reflektion an seinem Ebenbild hat den Meschen seit Urzeiten faziniert und ihn über alle Zeitenwenden angeregt, Abbilder aus allen möglichen Materialien von sich zu schaffen. Und dies sehr oft nackt und ungeschminkt. Es sei nur erinnert an Venusstatuetten, die Höhlenmalerei, griechische Vasenmalerei, Wandmalereien in Pompeji, Michelangelo und die Bilder der Sixtinischen Kapelle,, Cranach, Dix, bis hin zu Gerhard Richter. Und eben heute auch mit dem Mittel der Aktfotografie.

 

Und seit Menschen schriftliche Aufzeichnungen machen, wissen wir auch, dass sie sich mit der Wirkungsweise des menschlichen Abbildes auseinandersetzen und aueinandergesetzt haben. Eine dieser Auseinandersetzungen führte sogar soweit, dass eine der monotheistischen Weltreleigionen das Abbild des Menschen aus seinen Häusern verbannt hat.

 

Ich denke, die Welt der Aktfotografie hat aufgrund ihres Ursprungs eine solche Komlexität und wird von jedem Menschen je nach seiner Sozialisierung und seiner unmittelbaren Eingebundenheit in Wertegemeinschaften, jeweils unterschiedlichst wahrgenommen.

 

Da tue ich mich schwer, griffige Formeln als Bewertungsmasstab an hier im Forum gezeigte Aktaufnahmen anzulegen.

 

Da bleibe ich lieber bei einem Gefällt mir oder Gefällt mir nicht. Und bekenne mich zu meiner unzulänglichen Subjektivität in der Beurteilung einer hier eingestellten Akt-Aufnahme.

 

Dein Rücken-Akt gefällt mir prima, hat aber den feinen weissen Rahmen gar nicht nötig, ich würde gerne Rücken-Akt nur auf der schwarzen Fläche wirken sehen. Klasse Lichtführung!

 

Gruss aubani

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...

Mich würde im Rahmen dieser Diskussion ganz ehrlich Deine/Eure Meinung zu Herlinde Koelbls "Starken Frauen" interessieren, insbesondere zum Bild "Nina" (Bild 10 der verlinkten Fotostrecke), welches mich absolut fasziniert, weil es einerseits so menschlich ist und andererseits irgendwie erschreckend und abstoßend wirkt.

 

:) Sabine

 

Zunächst nur zu den Bildern von Herlinde Koelbl:

 

Du hast mich gefragt, was ich insbesondere von dem Bild Nr.10 halte.

Herlinde Koelbl Photography . Bücher

 

Da muss ich etwas ausholen.

 

Ein Kunstwerk besteht immer aus dem Werk selbst und dem Kontext, in dem es steht.

Das heißt, alles, was an Information, Gefühlslage und Willensimpulsen im zeitgenössischen Betrachter lebt, spielt mit eine Rolle, wenn sich der Betrachter in irgend einer Weise zu dem Kunstwerk in Beziehung setzt.

Je mehr ich vorher von der allgemeinen Zeitlage wissen muss, um überhaupt zu verstehen, was ich da sehe, um so zeitgenössischer ist das Werk. Oft muss man auch etwas vom Künstler wissen, um zu verstehen, was er meint.

Hier geht dann die Beziehung zum Werk nicht so sehr vom Werk selbst aus, sondern vom Kontext, von dem, was ich aus meinem aktuellen Wissen der Zeitlage heraus damit verbinde.

 

Verliert sich der Kontext mit der Zeit, verliert auch ein solches Werk seine Bedeutung.

Die politische Karikatur lebt hauptsächlich von diesem Kontext. So sind z.B. einzelne Plakate von Klaus Staeck aus den 70er Jahren ohne den damaligen Kontext heute gar nicht mehr zu verstehen. (Die meisten seiner Arbeiten haben allerdings auch heute noch Gültigkeit)

 

Ein Gegenbeispiel: der Kopf der Merit-Aton aus der Amarnazeit (ca. 1300 v.Chr.).

Auch hier gab es einen Kontext (den die Ägyptologen bis heute versuchen, heraus zufinden.)

Hier wirkt das Werk aus sich selbst heraus. Daher ist der Kunstgehalt auch heute noch wirksam.

 

Die hier gemeinten Bilder von H.K. stehen natürlich auch in einem Zusammenhang, einerseits mit der Künstlerin (sie wurde im letzten Oktober 72) und anderersets mit den heutigen Zeitumständen als da sind:

 

- alternde Gesellschaft - Jugendwahn in den Medien - die Betrachtung des Menschen als wirtschaftliches Objekt (z.B. durch die "Gesundheits"politik), um nur einige zu nennen.

 

Hierauf will sie wohl mit ihren Mitteln aufmerksam machen und also zeigt sie uns u.a. auch Formen im Verfall, wie das von Dir angesprochene Bild Nr.10

 

Im Thema "Schüchtern..." habe ich geschrieben:

"Wenn sich die Aufnahme auf den rein fleischlichen Teil der Gesamtpersönlichkeit beschränkt, ... und nicht auf das individuelle Wesen eingeht, dann ist der Begriff "Fleischbeschau" durchaus zutreffend."

Wenn man sich auf dieses Kriterium einigt, dann trifft das auch auf Bild Nr.10 zu (auch, wenn das jetzt hart klingt). Bild Nr.11 ist eigentlich eine Landschaftsaufnahme.

 

Dagegen wird In Bild Nr.8 etwas von der Gesamtpersönlichkeit gezeigt. Etwas in meinen Augen sehr entscheidendes wird hier bezüglich des Älterwerdens sichtbar:

Dass im Laufe der Jahre die äußere Schönheit sich metamorphosieren kann zu innerer Substanz. Hier kommt die Würde eines alten Menschen wirkungvoll zum Ausdruck.

 

Dies wäre das Bild, das ich einigen der (jungen) "Gesundheits"politiker vor die Nase halten würde. Vielleicht befiele sie dann mal eine Ahnung, dass sie auch nicht so jung bleiben, wie sie heute sind.

 

Wenn dann durch dieses Bild ein anderes Bewusstsein entstehen würde, d.h., wenn es ihm etwas klar machen würde, was vorher für diesen "Gesundheits"experten nicht klar war, dann ist die Klee'sche Bedingung erfüllt.

Ob ich dies mit klassischen Mitteln oder mit den Mitteln der Provokation, des Plakativen oder des Tabubruches mache, ist gar nicht mal so entscheidend.

Entscheidend ist, dass es eben nicht alleine bei der Provokation, dem Plakativen, dem Tabubruch bleibt, sondern, dass darüber hinaus eine Perspektive enthalten ist, die dann in konstruktiver, wegweisender Art Eingang finden kann in den sozialen Gesamtorganismus.

 

Oder simpel ausgedrückt: Dem Menschen hilft, Mensch zu werden.

 

Dann ist es Kunst.

 

 

Gruß, olaf

 

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.

Karl Valentin, Kabarettist

bearbeitet von olaf
Schreibfehler
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/snip... Im Thema "Schüchtern..." habe ich geschrieben: "Wenn sich die Aufnahme auf den rein fleischlichen Teil der Gesamtpersönlichkeit beschränkt, ... und nicht auf das individuelle Wesen eingeht, dann ist der Begriff "Fleischbeschau" durchaus zutreffend."

Wenn man sich auf dieses Kriterium einigt, dann trifft das auch auf /snap ..

 

... dein hier gezeigtes Bild zu. ;)

 

Ok, provokante These, aber soll es nicht wirklich sein. Weiter unten dazu mehr.

 

Ich finde es interessant, wie du versuchst zu kategorisieren. Ich versteh zwar nicht, was das soll, aber ich akzeptiere es. Ich gehe mit dir konform, dass es Bilder gibt, die mit Sicherheit kein Akt mehr sind. Die Grenzen sind jedoch fließend und ich denke, man kann noch so viele theoretische Überlegungen anstellen, diese Grenze wird man nie genau ziehen können. Man muss sie von Fall zu Fall und Bild zu Bild beurteilen.

 

Zu deinem Bild und deinem Satz, dass ein Akt auf das individuelle Wesen eingehen sollte:

Ein Rücken ist so ziemlich das beliebigste an einem Menschen. Er zeigt praktisch keine Alterung, zumindest dann nicht, wenn er so wie auf deinem Bild präsentiert wird. Nach vorn gebeugt, straff. Die Dame ist beliebig austauschbar. Du kannst praktisch jede Dame mit ähnliche Statur für diesen Akt nehmen. Weder Hände, Füße, Gesicht, Gliedmaßen, Kopf oder Haar sind sichtbar - genau die Dinge, die einen Menschen von einem anderen unterscheidbar machen. Es ist nichts erkennbar. Weder Alter, noch Geschlecht. Es könnte auch ein Mann abgebildet sein. Ein zarter, aber immerhin denkbar.

Also bitte erklär mir, wo ist die von dir beschworene Individualität, das Wesen der Fotografierten?

Versteh mich nicht falsch. Ich möchte nicht streiten oder provozieren, ich möchte es verstehen. So lange beschäftige ich mich mit diesem Thema noch nicht und bin für Erläuterungen dankbar.

 

Danke,

Illu

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Könnte man nicht sagen, dass "Akt" bedeutet, dass Nacktheit mit erkennbar photographisch-gestalterischem Interesse dargestellt wird? Zwar auch schwammig, aber nach meiner Meinung dennoch treffend.

 

Natürlich, auch das wäre eine Möglichkeit.

Zwar kann auch hier das Argument kommen, dass die Grenze nicht genau zu bestimmen sei, aber das ist für mich zu "computerisch" gedacht.

An der Nordsee gibt es eine ganz klare Situation: Hier ist das Land und dort ist das Meer. Und obwohl die Grenze zwischen beiden fließend ist, käme niemand auf die Idee, man könne Land und Meer nicht unterscheiden.

Solange man überhaupt von einer Grenze spricht, ganz gleich in welchem Sinne, hat man schon erkannt, dass eine es solche gibt.

Das war eigentlich mein Anliegen.

 

Gruß, Olaf

 

PS: Ein erfahrener Photograph (den Namen habe ich leider vergessen) sagte einmal: "Es gibt keine Pornographie. Es gibt nur schlechten Geschmack."

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Ich finde es interessant, wie du versuchst zu kategorisieren.

.....

Die Grenzen sind jedoch fließend und ich denke, man kann noch so viele theoretische Überlegungen anstellen, diese Grenze wird man nie genau ziehen können. Man muss sie von Fall zu Fall und Bild zu Bild beurteilen.

.....

Zu deinem Bild und deinem Satz, dass ein Akt auf das individuelle Wesen eingehen sollte:

....

 

Illu

 

Du bist offenbar ein analytischer Denker. Obwohl der Satz "dass ein Akt auf das individuelle Wesen eingehen sollte." so nicht vorkommt (bezüglich Akt hatte ich gesagt "Akt zeigt Form"), hast Du doch zielsicher den Punkt angesprochen, an dem dieses Kriterium noch nicht hinreichend konsistent ist, wenn man die Formulierung mit der "Fleischbeschau" hinzu nimmt. Da wartet noch Arbeit auf mich.

 

Denn, dass es einen Unterschied gibt zwischen Aufnahmen (ganz allgemein auch Situationen, Handlungen, Gesetzen usw.), welche die Würde wahren und solchen, die es weniger oder garnicht tun, ist für mich nach wie vor Tatsache. Das sind Kategorien, die objektiv vorhanden sind und daher als Urteilsgrundlage dienen können. Warum sollte die Aktphotographie davon ausgenommen sein?

 

An dieser Stelle hatte ich eigentlich mit mehr "Aufregung" gerechnet.

Denn durch die Indivdualisierung wird ja alles subjektiv, "alles geht" - "alles ist möglich". (Ein Blick in die Zeitung zeigt, dass es sich meist um "Egoisierung" handelt.)

Der Anspruch, mich an etwas messen zu sollen, das außerhalb meines individuellen Wertekanons liegt, stellt ja eine Begrenzung meines individuellen Tuns dar. Deshalb hatte ich noch viel mehr Widerstand erwartet gegen die Behauptung, dass es auch objektive Kriterien in der Kunst gebe.

 

Vielleicht liegt das ganze Dilemma auch daran, dass ich Kunst (egal, ob groß oder klein) nicht als etwas betrachte, das mit dem Rest der Welt nichts zu tun hat.

 

Zu den Grenzen: siehe bitte vorherigen Beitrag.

 

Gruß, olaf

 

"Wenn die Erde eine Bank wäre, hättet ihr sie schon längst gerettet."

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Du bist offenbar ein analytischer Denker. Obwohl der Satz "dass ein Akt auf das individuelle Wesen eingehen sollte." so nicht vorkommt (bezüglich Akt hatte ich gesagt "Akt zeigt Form"), hast Du doch zielsicher den Punkt angesprochen, an dem dieses Kriterium noch nicht hinreichend konsistent ist, wenn man die Formulierung mit der "Fleischbeschau" hinzu nimmt. Da wartet noch Arbeit auf mich.

 

Denn, dass es einen Unterschied gibt zwischen Aufnahmen (ganz allgemein auch Situationen, Handlungen, Gesetzen usw.), welche die Würde wahren und solchen, die es weniger oder garnicht tun, ist für mich nach wie vor Tatsache. Das sind Kategorien, die objektiv vorhanden sind und daher als Urteilsgrundlage dienen können. Warum sollte die Aktphotographie davon ausgenommen sein?

 

An dieser Stelle hatte ich eigentlich mit mehr "Aufregung" gerechnet.

Denn durch die Indivdualisierung wird ja alles subjektiv, "alles geht" - "alles ist möglich". (Ein Blick in die Zeitung zeigt, dass es sich meist um "Egoisierung" handelt.)

Der Anspruch, mich an etwas messen zu sollen, das außerhalb meines individuellen Wertekanons liegt, stellt ja eine Begrenzung meines individuellen Tuns dar. Deshalb hatte ich noch viel mehr Widerstand erwartet gegen die Behauptung, dass es auch objektive Kriterien in der Kunst gebe.

 

Vielleicht liegt das ganze Dilemma auch daran, dass ich Kunst (egal, ob groß oder klein) nicht als etwas betrachte, das mit dem Rest der Welt nichts zu tun hat.

 

Zu den Grenzen: siehe bitte vorherigen Beitrag.

 

Gruß, olaf

 

"Wenn die Erde eine Bank wäre, hättet ihr sie schon längst gerettet."

Hallo olaf, viele Worte und Gedanken, dabei ist dein Bild fast zu kurz gekommen,was schade wäre. Belichtung super und Detail auch, was in ähnlicher Form in der Kunst, schon tausende Male dargestellt wurde.

Das Thema ist aber unendlich,deshalb würde ich von dir gerne noch mehr sehen.

Habe in meiner Jugendzeit in der Kunstausbildung schon 100 te Aktbilder gezeichnet, deshalb sehe ich das alles etwas nüchterner,zwischen einem Akt und einer" Vase" oder Stilleben war für uns kein großer Unterschied.

Bin derzeit etwas aus der Übung, eine kleine Skizze.

Grüße helmi

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deshalb würde ich von dir gerne noch mehr sehen.

 

Jetzt wird's langsam gemütlich. - Da kann ich doch auch noch eine Jugendsünde beisteuern.

 

Interessant finde ich, dass Du nochmal mit der Zahnbürste(?) drübergegangen bist. Das Glatte, Reine, Schöne, die alte griechische Harmonie scheint nicht mehr dran zu sein. Die Persilwerbung der 60er hat das noch gehabt. (Vielleicht war es das, was expat an der Asymmetrie des Rückenaktes nicht gefallen hat.)

 

Das erinnert mich an Kokoschka, der einmal nach Beendigung eines Portraits nochmal mit dem schwarzen Pinsel drübergegangen ist und sich selbst nicht richtig erklären konnte, warum er überall diese schwarzen Punkte in das Gesicht gemalt hat. Der Portraitierte, so hat sich später heraus gestellt, hatte nur noch kurze Zeit zu leben.

Oder ein anderer malt eine makellos weiße Fläche und schneidet zum Schluss mit dem Messer in die Leinwand.

Irgendwie fühlen wir uns wohl schon recht "durchlöchert".

 

Gruß, olaf

 

PS: Das hier war allerdings noch aus der Persilzeit ;-) Mir war natürlich noch gar nicht klar, wie die oberirdischen Atombombentests die Lebenssphäre der Erde schon damals durchlöchert haben.

PPS: Die Siegelschrift zu entziffern, ist mir nicht gelungen.

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