Pakistan - Reise ins Himalaya, Karakorum und Hindukusch

[aArnold]

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Ziel der Reise im Herbst waren die Berge und die Menschen im Norden von Pakistan. Es sollte hauptsächlich in die Region Baltistan gehen an der Grenze zu Kashmir und China. Mit gewaltigen Bergen, insgesamt gibt es in der Region über 75 Siebentausender und natürlich die 4 Achtausender. Den K2, Gasherbrum 1 und 2 sowie der Broad Peak waren nicht auf der Agenda, dafür aber der Nanga Parbat.

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Der Süden Pakistans war immer noch von einer katrastophalen Flut betroffen und auch in den Bergen waren Straßen durch Lawinen verschüttet. Im Vorfeld macht man sich natürlich Gedanken, ob so eine Reise passend erscheint oder nicht - nach Rücksprachen mit den örtlichen Stellen wurde die Unternehmung jedoch auserordentlich positv gesehen, würde sie doch zu einer gewissen Normalität beitragen und die Hilfslieferungen in den Süden würden nicht behindert. Aber schon gab es erste Probleme. Die Karakorum Highway war in Teilen wegen einer unklaren Sicherheitslage für Ausländer nicht befahrbar. Über den Babusarpass mit über 4000m, ein kühler unwirtlicher Ort mit Buden für Verpflegung und anderes - wie überall in der Welt auf der Passhöhe, ging es nun nach Norden.

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Ab Chillas trafen wir wieder den Indus, unsere Orientierung nach Norden.

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[aArnold]

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Der Indus. Im Tal ist es tagsüber sehr heiss - eine Wüste im Prinzip - Nachts wird es kalt und die hier über 4000m hohen Berge werfen schon früh am Nachmittag einen kalten Schatten. Es gibt wenig fruchtbares Land kaum Siedlungen. An wenigen Stellen wird das Land bewässert - meist uralte Orte in denen schon vor hunderten Jahren die Karawanen nach China Rast machten. Heute entwickelt sich das Leben entlang der Karakorum Highway. Die Seitentäler sind schroff und unwirtlich - ab und zu bekommt man einen Blick auf ein fruchtbares Plateau von dem die Ernte an der Straße auf die Abholung wartet. Hingekarrt von Bauern mit ihren Mulis.

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Der Ort Skadu sollte zur Aklimatisierung für größere Höhen dienen. Skadu als Ausgangspunkt für Expeditionen in Richtung K2 und Gasherbrum ist eine mittelgroße Stadt am Indus. Teeinladungen und Gespräche mit den Paschtunen waren außerordentlich freundlich und von gegenseitigem Respekt und Achtung geprägt.

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Edited February 28 by aArnold

[aArnold]

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Skadu - bietet alles - von der Bauholz, Bergausrüstung bis zum Yakkäse

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Kaum ist man raus aus der Stadt beginnt die wüstenähnliche Landschaft am Indus.

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Edited February 28 by aArnold

[aArnold]

Impressionen aus Skadu

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[aArnold]

Pakistan ist geprägt von unterschiedlichen Völkern und Stämmen ( Paschtunen, Beluchen, Hinzukuc, Naga, Kalash, Jat, Rajput, Arain, Sindhi, Makrani etc.), welche auch unterschiedliche Sprachen und weiter, unterschiedliche Dialekte sprechen. Der sunnitische Islam ist Staatsreligion und wird je nach Bevölkerung sehr unterschiedlich streng ausgelegt, was die Taliban, die sich eher an einer sehr strengen wahabitischen, also an einer saudi arabischen Auslegung orientieren, stört. Gerade waren wieder sunnitische Impfzentren gegen Polio Ziel der Anschläge der Taliban mit vielen muslimischen Toten. Warum ich das jetzt schreibe? Wir waren auf dem Weg nach Karimabad, einem Zentrum der Siebener Schiiten in Pakistan. Das theologische System der Siebener Schiiten oder Ismailiten ist wesentlich offener als das der meisten anderen Muslime, gerade auch gegenüber den Sunniten. Der große Unterschied in der Öffentlichkeit bestand darin, dass Frauen im Stadtbild wieder präsent waren. Aber erst ging es noch am Rakaposhi mit seiner 6000m hohen Flanke vorbei.

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[aArnold]

Die Ismailiten haben sehr gute Schulen in denen alle Jungen und Mädchen unterrichtet werden. Gute Krankenversorgung und ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis.

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Das Krankenhaus von Gulmit

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Die Aufnahme und einer der Behandlungsräume

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Im Dorf arbeiten die Frauen, die man bei den Sunniten nicht zu sehen bekommt.

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Endlich war auch wieder Musik in den Alltag eingekehrt - das hat so gefehlt.

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Edited February 28 by aArnold

[cani#68]

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Moin,

interessanter Thread mit schönen Impressionen aus einer nicht so häufig sichtbaren Gegend.

Wie seid ihr denn dort unterwegs gewesen? Und wie / wo habt ihr genächtigt.

Freue mich auf jeden Fall auf weitere Bilder

[noreflex]

Ja, sehr interessant. Da traut sich der bequeme Westeuropäer ja normalerweise nicht hin. Zu gefährlich, zu unbekannt, Sprachbarriere und eine insgesamt wohl deutlich ärmere Gegend als hier. Vielleicht magst Du noch etwas zu Deinen Motiven, dem Reise-Setup (allein, Paar, Gruppe, Reiseveranstalter...) erzählen? Würde ich gern lesen...

Deine Bilder sind schön dokumentarisch. Gefällt mir!

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Ich würde dir das Adobe Creative Cloud Foto-Abo mit Photoshop und Lightroom empfehlen

[wasabi65]

Danke für den Bericht! Freue mich auf mehr

😀

[Raumfahrer]

Sehr spannend. Wir waren vor Jahren mit unseren Fahrrädern in Ladakh, die Landschaften gleichen sich. Hoffe auf noch mehr 🙂

 

[Kater Karlo]

auch von mir danke für den Bericht und die Bilder, ist wirklich nicht alltäglich

Gruß Reinhard

[aArnold]

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Vom Volke der Hunzukuc verabschieden wir uns und fahren weiter. Jetzt sind täglich Wanderungen angesagt, um uns an die Höhe zu gewöhnen und uns auf den Aufstieg ins Basiskamp am Nanga Parbat vorzubereiten. Mit einem lokalen Guide geht es entlang von Gletschern oder auf Hochflächen an der chinesischen Grenze - das Rückzugsgebiet der Schneeleoparden im Kunjerab Nationalpark.

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Batura Gletscher, mit einer Länge von 57 km einer der Großen.

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Auf wenigen Flächen werden Äpfel und Aprikosen angebaut und die Wasserverteilung ist streng geregelt.

 

Edited March 1 by aArnold

[aArnold]

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Alle 30 - 40 km sind Checkpoints installiert, an denen man den Pass, dass Visum und die unterschiedlichen Berechtigungen zur Durchfahrt bereithalten muss.

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Sost, eine Kleinstadt am Karakorumhighway. Nachdem die chinesische Grenze wegen Corona geschlossen wurde, ist der Ort nur noch ein Schatten seiner selbst. Viele Geschäfte sind geschlossen und keine Touristen verirren sich hierhin.

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Nur über solche Hängebrücken gelangt man auf die andere Seite des Hunzaflusses; das Wasser rauscht mit heftiger Geschwindigkeit unter den Bohlen hindurch - ich bekam Schwindelgefühle.

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Hopar Gletscher

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Im Hintergrund rechts der Spantik - ein leicht zu besteigender 7-tausender

[aArnold]

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Die Hochebene am Hopargletscher hat genug Wasser. Ein Garten mit Apfel- und Aprikosenbäumen sowie Getreidefelder breitet sich aus.

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Alkohol und Drogen gibt es in Pakistan nicht.

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Das Dorf Hopar kann über eine kleine Straße erreicht werden.  Dieses Tal wird von 12er Schiiten bewohnt und der iranische Ajatollah Chomeini wird hier sehr verehrt.

 

 

Edited March 1 by aArnold

[aArnold]

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Yaks versorgen die Menschen mit Milch, Butter, und Fleisch.

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Schlachtung und Verarbeitung.

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Fladenbrot mit Yakfleischfüllung

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Kartoffeln mit Pilzen und Kräutern

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Guck dir auch mal das Sony 12-24 G Master an

[aArnold]

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Die Reise wurde von einem Berliner Reiseanbieter organisiert. Wir waren 9 Reisende. Wir haben uns in Islamabad getroffen und dort an einem Workshop der  Friedrich-Ebert-Stiftung teilgenommen, um über die Situation des Landes, insbesondere die der Frauen mehr zu erfahren.

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Nazreena Azham - Frauenrechtlerin

Die Geschichte des Landes ist geprägt von gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den ehemaligen Kolonialherren England, dann mit Indien und ab 1979 mit den Auswirkungen der Kriege in Afganistan. Das Land hat Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Entlang der Grenze zu Afghanistan sind tausende von Koranschulen entstanden, die von Saudi Arabien finanziert werden und letzlich eine Grundlage für den Widerstandskampf gegen die russische Besatzung in Afghanistan bildeten - daraus entstanden die Taliban, welche von den USA unterstützt wurden. Die Taliban haben im Osten Pakistans ein offizielles Headquarter und haben großen Einfluss in Pakistan. Die Bevölkerung sieht das mit sehr gemischten Gefühlen. Die liberalen Muslime wenden sich gegen die Taliban und konservative Strömungen im Land - wie das Land diese Zerreißprobe meistern wird, ist nicht vorauszusagen.

In den von den Paschtunen und anderen Stämmen besiedelten Norden gelten neben den muslimischen Regeln ein besonder Ehrenkodex, das Paschtunwali ( Gastfreundschaft und das Ansehen der Familie, des Clans steht über allem) - Frauen leben in Purdah, d.h. Geschlechtertrennung schon in Kindestagen und dürfen/sollen das Haus nicht verlassen. Deswegen sind sie kaum präsent. Schulbildung ist insbesondere für Mädchen nicht überall gegeben.

Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in sehr unterschiedlichen Qualitäten vom Luxushotel in Gilgit, in Karimabad gibt es verschiedene Hotels, die bei den Pakistanis sehr beliebt sind, bis zu einfachen Bretterverschlägen in den Dörfern der Paschtunen. Man sollte in hygienischen Dingen nicht zimperlich sein und auch mit sehr frostigen Temperaturen rechnen.

Das eigentliche Ziel für mich, das Basiskamp am Nanga Parbat, 1953 Ausgangspunkt der Erstbesteigung, behandele ich in einem anderen Thread.

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Faisal Moschee in Islamabad

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Edited March 1 by aArnold

[leicanik]

Danke für den interessanten Reisebericht. Mir hat gut gefallen, dass du viele Hintergrundinformationen eingestreut hast. Was mache ich jetzt nur mit meinem aufkeimenden Fernweh …

(Sehr interessant übrigens die Form der dortigen Apfel- und Aprikosenbäume  )

Edited March 2 by leicanik

[cani#68]

vor 17 Stunden schrieb aArnold:

Im Hintergrund rechts der Spantik - ein leicht zu besteigender 7-tausender

Soso, ein leicht zu besteigender 7000er - Haha🙃
Die Hängebrücke würde mir schon reichen, bin mir nicht so sicher ob ich darüber will.

Sehr interessante Fortsetzung mit absprechenden Bildern, danke auf die Infos.

Und auf den Nanga Parbat Bericht bin ich dann auch mal gespannz.

[aArnold]

Noch etwas:

Der Karakorum ist die einzige Region unseres Planeten in der die Massen des Gletschereises wachsen. Es wird die Karakorumanomalie genannt.

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Die gegenüber dem Land Nepal deutlich nördlichere Verortung bewirkt, dass hier der Passat weniger Einfluss hat, die Temperaturen deutlich niedriger sind, die Eismassen zu den größten außerhalb der Polarregionen zählen und die Feuchteeinbringung mit westlichen Winden und durch zusätzlich größeren Ackerbauflächen mit Bewässerung zu verändertem Kleinklima und damit zu stärkerem Schneefall führen. Es sind vielfach sogenannte Surges anzutreffen, das sind schnelle Gletschervorstöße ins Tal.

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Auch kleinste Flächen werden für die Landwirtschadft genutzt und müssen bewässert werden.

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Von links: Kunjang Chhish 7400m, Kanjut Sar I 7760m, Spantik 7027m

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Sishpare Sar 7611m

Edited March 4 by aArnold