Die Pandemie und die Tiefenschärfe

[bastibe]

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Ganz lange war ich kein Freund der unscharfen Hintergründe. So richtig Spaß machten mir Bilder meistens dann, wenn sie viel Kontext enthielten, mit höchstens leicht verzeichnetem Hintergrund. 

Aber im letzten Jahr hat sich das geändert. Inzwischen habe ich ein reges Interesse gefunden an nicht nur schön verträumten Hintergründen, sondern auch an dem speziellen Charakter, den so manches Objektiv einem Bild verleihen kann. 

Und ich glaube das ist hauptsächlich passiert weil wir nicht reisen konnten. Ich habe schlicht nur eine begrenzte Menge Bilder in mir von meiner Familie auf meinen üblichen Spazierrouten. Da ist es dann ein Segen, den Hintergrund auch mal vergessen zu können, und die Bilder aus ihrem Kontext zu nehmen. 

Hat bei euch die Pandemie auch solche eigenartigen Veränderungen bewirkt? 

[wasabi65]

Nein. Keine bokeh Pandemie hier. Habe schon immer gerne zwischen viel und wenig Schärfentiefe gewechselt.

[tengris]

vor 4 Stunden schrieb bastibe:

Hat bei euch die Pandemie auch solche eigenartigen Veränderungen bewirkt?

Mit meiner neuen Brille sehe ich alles in 3D. Kann allerdings sein, dass das bei der alten auch schon so war. Die Schärfentiefe ist dank Gleitsicht eher größer geworden.

Und ich führe jetzt wieder ToDo Listen, obwohl ich kaum etwas abarbeite. Zum Beispiel "Kamera einpacken und an den See fahren" ist seit drei Jahren ein offener Punkt.

Und manchmal schreibe ich eigenartige Antworten auf eigenartige Postings.

[Rolfneck]

Hallo @bastibe,

ich bin überzeugt, dass dies keine Pandemie-Erscheinung ist. Ich befürchte, weitere Veränderungen könnten folgen. Sei darauf vorbereitet.

Das ist der positive Teil meiner Botschaft. Der negative ist der, dass Du Deine Bilder/Fotografie bis dahin in Frage stellen wirst 😆. Ich meine das jetzt nicht als ein "Psycho-Trainer", sondern als eine normale Begleiterscheinung beim Begutachten der eigenen Fotos. Sieh es als was Gutes. Deine Bilder bis dato stellt das nicht in Frage; Du wirst vermutlich zukünftig mitunter bewußt Personen mit scharfem Hintergrund und genau umgekehrt ablichten.

Ich stelle für meine Eltern und Schwiegereltern jedes Jahr einen Kalender zusammen - nur mit Bildern aus dem letzten Jahr. Das Urteil meiner Liebsten ist mir da sehr wichtig, um meine Wirkung der meiner Meinung nach geeigneten Fotos auf sie abzuschätzen. Mittlerweile geht das recht schnell - frag' mich bitte nicht, was wir in den ersten Jahren diskutiert haben.

Ich selber poste ungern solche Fotos hier im Forum, und habe selber erst die Pandemie entdeckt, über Fotos für Dritte mehr zu lernen. Ich habe einfach mal mein Hobby für andere angeboten. Das macht Druck, und fordert einen heraus. Und es hat mich vorwärts gebracht; mein Objektiv-Schrank ist voll, und ich habe Wünsche. Dabei kristallisiert sich auch heraus, was ich an Altglas behalten möchte, präsentieren möchte, was vakant ist und was ich gerne hätte. Ich bin überfordert worden, was die Anforderungen an einen Fotografen betrifft, und habe eine neue neue Sicht auf die Fotografie bekommen. Aus diesem Grunde gebe ich Dir recht, dass die Pandemie ein starker Auslöser für die Verbesserung der eigenen Fotografie war. Um ehrlich zu sein, an mir ist jetzt kein Fotograf verloren gegangen. Ich habe eine kleine Werkstatt, und ein Schreiner war es auch nicht. Es macht mir Freude, mit wenig Verständnis und ein wenig handwerklichem Geschick was zu erreichen, womit ich andere glücklich machen kann. So solltest Du Dich auch einordnen - aber nimm' meine Voreingenommenheit der Kunst des Fotografierens gegenüber bitte nicht zu ernst.