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Elvis - von der Platte


hooky69

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Gestern war ich in Köln unterwegs und hatte sehr viel Lust mal wieder Streetporträts zu machen. Ein Thema das ich sehr gerne mag, aber immer schlechter umsetzen konnte, zum einen wegen des neuen Datenschutzes zum anderen wegen meiner zunehmenden persönlichen Scheu auf Menschen zuzugehen.

Auf der Hohenzollern-Brücke kam mir dann Elvis entgegen. Ein Typ, bei dem ich noch aus Entfernung zuerst dachte "ein Karnevals-Jeck". Als er näher kam wurde mir aber klar, dass er nicht kostümiert ist sondern seinen persönlichen Style hat. Ein Charakter, ein Typ der Auffällt, ich musste ihn unbedingt fotografieren.

Doch wie sollte ich das anstellen? Also bin ich ihm erst einmal hinterher gegangen. Nach kurzer Zeit blieb er stehen und bestellte Kaffee an einer mobilen Kaffeebude. Ich ging zunächst an ihm vorbei und wartete in der Entfernung. Irgendwann habe ich mich überwunden, ging auf ihn zu und habe ihn angesprochen.

Wir haben uns erst sehr lange unterhalten und er erzählte mir von seinem Style. Irgendwie haben wir uns sehr gut verstanden und er hat mir sehr viel von seinem Leben und natürlich von Elvis - The King - erzählt. Seit seiner Kindheit ist er ein Elvis-Fan und hat den Namen dann selbst irgendwann von anderen Kindern als Spitznamen bekommen. Seit dieser Zeit ist er Elvis.

Elvis lebt auf der Platte, ist seit Jahrzehnten obdachlos - was ich wirklich nicht gedacht hatte - kommt gebürtig aus Hessen. vor 14 Jahren kam er mit dem Fahrrad und einem kleinen Anhänger nach Köln und ist geblieben. Auf der Platte ist er Papa Elvis und lebt tagsüber rund um den Bahnhof Köln. Abends geht er dann zurück zu seinem Zelt auf der anderen Rheinseite, der Schäl-Sick.

Über Elvis und vier weiteren Obdachlose wurde ein Film gedreht. Der Film heißt "Draußen" und schildert das Leben der Oblachlosen in einer Großstadt. Wurde auf der Berlinale Perspektive vorgestellt und lief auch in den deutschen Kinos.

Ich zitiere:

"Wie lebt es sich ohne Dach überm Kopf? Das wollten die beiden jungen Regisseurinnen Johanna Sunder-Plassmann und Tama Tobias-Macht wissen. Ein Jahr lang haben sie Matze, Elvis, Peter und Sergio, vier Obdachlose aus Köln, begleitet. Der Jüngste ist 30, der Älteste 70 Jahre alt.

In ihrer Doku "draußen", einer WDR-Koproduktion, erzählen sie nicht nur vier unterschiedliche Lebensgeschichten. Sie brechen auch mit gängigen Klischees. Ihr Trick: Sie lassen persönliche Gegenstände sprechen, die für ihre Besitzer besonders wichtig sind – eine Sammlung mit Elvis-Presley-CDs, ein Feuerzeug, ein Log-Buch und ein Espressokocher, aber auch ein Fixer-Besteck. Der Film öffnet ein Tor in eine Welt, die uns sonst verschlossen bleibt. "Wir wollen einen Perspektivwechsel ermöglichen: aus Scham soll Stolz werden", so die beiden Regisseurinnen. "draußen" ist ab dem 30. August in den Kinos zu sehen."

Autorin: Claudia Kuhland

Während wir uns unterhalten haben kam ein Tourist vorbei und fragte, ob er ein Foto machen könne und Elvis stellte sich gerne in Pose. Wir haben uns dann noch weiter länger unterhalten und das was er alles erzählte war sehr bewegend und hat mich fast vergessen lassen, dass ich ihn auch fotografieren wollte. Er erzählte von seinen Heimaufenthalten als Jugendlicher, seinem Leben als Schausteller, seiner Mutter und seiner ersten große Liebe und späteren Verlobten und seiner Trauer über den tragischen Verlust seiner Liebe. Den Verlobungsring trägt er heute noch.

Irgendwann haben wir dann beschlossen ein paar Fotos zu machen. Ich muss zugeben, ich war sehr aufgeregt. Elvis hingegen war da schon eher der Profi und machte es mir etwas leichter. Leider fing es an zu regnen und ich habe ihn dann erstmal zum Essen ins Früh eingeladen. Kölsch und Himmel un Ääd wurden serviert und die Unterhaltung ging weiter. Als wir dann wieder nach draußen gingen, dämmerte es schon und für Fotos blieb leider kaum noch Licht.

Wir haben beschlossen, dass noch einmal zu Wiederholen und uns auf unbestimmte Zeit verabredet. Zuhause stellte ich leider Fest, dass ich die Kamera wegen eines Testes am Vortag noch auf "nur JPGs" stehen hatte. So ein Mist! Ich schieße sonst nur RAWs und das hat mich schon ganz schön geärgert.

Für die folgen Fotos habe ich die volle Zustimmung von Elvis sie zu zeigen und zu veröffentlichen. Die Fotos wurden aus oben genannten Gründen nur in s/w von mir umgewandelt und ein klein wenig in Schatten und Lichtern, sowie Tonwerten angepasst. Ansonsten soweit OOC.

Genug geschrieben, nun ein paar Fotos:

20-02-02_NIKON Z 7__DSC2037 by Heiko Löhrer, auf Flickr

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und das letzte Fotos vom Tag, ich freue mich schon auf ein zweites Treffen. Dann vielleicht mit etwas mehr Vorbereitung und anderem Objektiv.
Ich hatte das Sigma 135 f/1.8 an der Z7. Dieses Glas hat aber eine zu große Distanz zwischen mir und Elvis aufgebaut. Ich denke, beim nächsten Mal nehme ich lieber 50 oder 85mm.

Ich hoffe die Fotos gefallen und bin über Tipps dankbar.

20-02-02_NIKON Z 7__DSC2149 by Heiko Löhrer, auf Flickr

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Moin Heiko!

Vielen Dank für den Link, die Bilder gefallen, und sind natürlich ganz nach meinem Geschmack. Und fotografieren kannst du ja eh. 😉

An Elvis wäre ich sicherlich auch nicht vorbei gelaufen. Und ich musste schmunzeln, dass du ihm hinterher gelaufen bist, das kenne ich auch selber.

Wie ich sehe, hast du zwei neue "Spielzeuge" (Z6 und gleich die Z7 dazu).

Eine kleine Kritik habe ich aber zu den Bildern : Ich weiß, wenn man lichtstarke Objektive hat, meint man auch immer, sie nahezu offen benutzen zu müssen. Ich hätte die Blende etwas mehr  geschlossen, finde es schade, wenn nur das Gesicht, aber Hand oder Ringe bereits unscharf sind. Bei dem Motiv brauchte es nicht so kurze Belichtungszeiten. Und bei der Brennweite hättest du ihn mit F4 auch noch freigestellt.

Wenn du ihn nochmals fotografierst, schick mir doch bitte den Link, ich schau nicht so oft hier rein. Ach ja, und ganz liebe Grüße. Vielleicht landest du ja irgendwann auch wieder bei Pentax. 😊

 

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Finde ich "mutig" (im übertragenden Sinn!) - ich hätte Hemmungen, so eine Aktion durchzuziehen. Menschen bei der Arbeit, im Hobby oder in der Masse fällt mir eindeutig leichter, da habe ich keine Probleme mit. Ich könnte spontan eher regelmäßig eine "Asphalt" kaufen, auch wenn das Thema, wie du es angehst, ziemlich spannend ist.

Gruß Andreas

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Gut, dass du dich schließlich überwunden hast, zu fragen. Ich kenne das mit dem Nachlaufen auch und habe schon das eine oder andere Mal unverrichteter Dinge aufgegeben. Aber durch deinen Mut hat sich eine menschliche Begegnung ergeben und außerdem sind wunderbare Bilder dabei entstanden. Ich habe hier noch nicht oft Porträts mit einer solchen Ausstrahlung gesehen, mich persönlich interessiert so etwas wesentlich mehr als herkömmliche Model-Bilder (die dann ja auch immer "Shooting" heißen ;)). Auch die Umsetzung in Schwarzweiß find ich verdammt gut gelungen, SW passt auch meiner Ansicht nach sehr gut dazu. Davon, dass eine zu große Distanz zwischen euch durch die lange Brennweite entstanden ist, merke ich auf den Fotos nichts. (Ist aber ein interessanter Hinweis, vielleicht behalte ich mein 85er also doch :)). Kritik? Kaum – wenn überhaupt, dann würde ich auch sagen, dass ein bisschen mehr Hintergrund ruhig hätte sein dürfen. Da aber dieses sprechende Gesicht sowieso die Hauptsache ist, stört mich das in diesem Fall gar nicht.

Vielen Dank fürs Fotografieren und Zeigen an dich und vielen Dank an "Elvis" für seine Offenheit im Erzählen und Erlauben dieser Aufnahmen.

Eine technische Frage hätte ich aber doch noch: hast du einen Blitz benutzt, oder wie hast du die Augen unter dem Hutrand so schön hell bekommen? Nur per EBV?

bearbeitet von leicanik
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😃 ich freue mich über die vielen positiven Rückmeldungen sehr! Damit habe ich nicht gerechnet. Es tut wirklich sehr gut, die schönen Kommentare von Euch zu lesen. Ein ganz großen Teil des Lobes gehört aber Elvis. Bei unserem nächsten Treffen, werde ich ihm von Eurem Feedback berichten. Ich denke es wird ihn auch sehr freuen.

Für mich persönlich ist das eine ganz wichtige Erfahrung gewesen. Vor knapp 6 Monaten hatte ich noch überlegt das Hobby Fotografie an den Nagel zu hängen. Zuletzt habe ich fast nur noch unsere Hunde fotografiert. Meine Leidenschaft hing aber schon immer an der Menschenfotografie. Menschen zu fotografieren und Fotos von Menschen anzuschauen löste und löst bei mir immer etwas besonderes aus. 

Durch den Verlust meines Mutes in den letzten ein bis zwei Jahren auf Menschen zu zugehen hat für jede Menge fotografischen Frust gesorgt. Mit dem jetzigen Erlebnis mit Elvis flammt meine Leidenschaft wieder ein wenig auf und ich hoffe es war ein erster Schritt wieder zurück zur Menschenfotografie. 

Nochmals ganz lieben Dank für Euer Feedback!

Liebe Grüße, Heiko

@Hannes21 Hi Hannes, schön mal wieder von Dir zu hören und besten Dank für den Tipp. Die Blende noch etwas zu schließen wäre bei manchen Bildern vielleicht wirklich besser gewesen. Ich war etwas zu aufgeregt und habe darüber nicht genug nachgedacht. Beim nächsten Mal mit etwas weniger Brennweite wird das bestimmt besser. 

Wenn Pentax beschließt eine spiegellose Kamera zu bauen, werde ich mir diese ganz bestimmt näher anschauen. Sehen wir uns am Samstag bei Jörns Vernissage ?

@leicanik nein, meinen Blitz hatte ich nicht dabei und der Hut war wirklich ein Problem. Der Blitz kommt bein nächsten Mal aber auf jeden Fall mit.

Elvis hat aber zum Glück meisten von sich aus etwas den Kopf gehoben, so dass der Schatten nicht ganz so stark war. Bei dem ein oder anderen Foto habe ich mit dem Pinsel einen Streifen unter dem Hut leicht aufhellen müssen. 

Kurz etwas zur Technik bzw. zur Erfahrung mit der Zett. Ich habe auf der Z7 unter U1 meine Voreinstellung für Porträts gespeichert. Diese beinhaltet unter anderem die Gesichts- und Augenerkennung. Beide Erkennungen waren leider völlig nutzlos. Weder Gesicht noch Augen wurden von der Z7 erkannt. Ich denke der ausgeprägte Bart von Elvis und der Hut haben die Z7 irritiert. Hier muss Nikon definitiv noch ein wenig an der Firmware schrauben. Dies war ja auch leider der Grund dafür, dass ich nur JPGs gemacht habe. Als ich erkannte, dass meine U1 Einstellung völlig nutzlos war, habe ich zurück auf den manuellen Modus gestellt und hier war halt noch die Einstellung "nur JPG" gespeichert. Ich hätte besser im U1 Modus nur die AF Einstellung temporär ändern sollen. Irgendwas ist ja immer 😄

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Also an den Ergebnissen finde ich nichts zu mäkeln, insofern war JPEG aus meiner Sicht gar kein Problem. Und gib bitte die Fotografie nicht auf, das wäre wirklich schade, du hast doch wirklich Talent. Ich bin ja kein Profi, aber deine Aufregung kann ich zwar sehr gut innerlich nachvollziehen, deinen Bildern merke ich die jedoch überhaupt nicht an. Mach weiter, jetzt hast du den ersten Schritt gemacht. Und vielleicht wird ja aus eurer zufälligen Bekanntschaft auch noch ein bisschen mehr ...  :) 

(Und danke für die Info zu Blitz.)

bearbeitet von leicanik
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Hallo Heiko #1 und #7 sind dir sehr gut gelungen. Was die Blende angeht, so bin ich ganz bei Hannes. Etwas mehr Schärfe an den Händen hätte sicher nicht geschadet. Ansonsten hätte mir bei Bild #1 z.B. auch etwas mehr Regen im Bild gefallen. Wäre für die nächste Gelegenheit vielleicht auch eine Idee. Gibt dem Bild sicher noch etwas Dynamik und Story.

vor 47 Minuten schrieb hooky69:

Durch den Verlust meines Mutes in den letzten ein bis zwei Jahren auf Menschen zu zugehen hat für jede Menge fotografischen Frust gesorgt. Mit dem jetzigen Erlebnis mit Elvis flammt meine Leidenschaft wieder ein wenig auf und ich hoffe es war ein erster Schritt wieder zurück zur Menschenfotografie.

Du hast es selbst in der Hand. Ich würde es dir wünschen, dass du diese Mauer weiter einreißt - und uns ebenfalls. Die Bilder sind klasse und die Story dazu sowieso! 

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vor 7 Stunden schrieb ralf3:

Klasse Serie, aber so richtig an Elvis erinnert der mich nicht.

Oh, er sieht ziemlich genau aus wie Elvis, ich habe den 2011 getroffen, als er noch als Schichtleiter beim McDonalds bei uns um die Ecke gearbeitet hat ..

 

😉

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