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Hochzeit mit GX80 und Festbrennweiten? Erfahrungsbericht


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Ich habe in der Suche keinen aktuellen Erfahrungsbericht zum Thema "Hochzeit" gefunden und gebe als Forenuser und Hobby-Fotograf mal meine Erkenntnisse wieder.

Meine Eindrücke mit der Sony a6000 habe ich vor drei Jahren geschildert:

 

 

 

Doch was ist mit MFT, speziell mit so kleinen Kameras wie der GX80?

Die Fragen, die man hier in den Foren diskutiert und die auch mir durch den Kopf gingen, waren u.a.:

  • Taugt die GX80 als Hochzeitskamera? (AF, Bildqualität, Blitz)
  • Kann man allein mit Festbrennweiten klarkommen? Welche empfehlen sich für eine Hochzeit?
  • Wäre ein Zoom nicht "sicherer"? 
  • Welche Lichttechnik benötigt man?
  • Gibt es wegen der "Kleinheit" der Kamera Ressentiments der Auftraggeber oder Gäste? Wird man da überhaupt ernst genommen? 

Solche und ähnliche Fragen gingen mit vor meiner ersten Hochzeit mit der GX80 durch den Kopf! 😅

Meine bisherigen Hochzeiten habe ich mit folgenden Kameras geschossen: Chinon CP9 AF (analog), Canon EOS3 (analog), Canon 350d, 50d, 5dII und Sony Nex, Sony a6000. Niemals hatte ich das Gefühl, dass die verwendete Kamera mich gehindert hätte, eine anständige Reportage zu zaubern! Das schon mal vorweg! Natürlich ist der Flaschenhals die eigene Fähigkeit, die sich aber nach meinem Dafürhalten in den letzten Jahren entwickelt hat. Positiv! 😅

Neben den Kameras möchte ich noch erwähnen, dass ich sehr gute Erfahrungen mit dem 24-70/2,8 und dem 70-200/2,8 an KB und APS-C habe und daher den Vorteil variabler (und schwerer!) Zooms kenne! Am Ende des kleinen Berichts werde ich die obigen Fragen natürlich aus meiner Sicht beantworten! ;-).

Ende September war ich  nun (zunächst) einziger gebuchter Fotograf einer Hochzeit von Freunden. Da ich seit Jahren Familienfeiern, Hochzeiten etc. begleite, hat mich der Sohn eines guten Freundes gebeten, seine Hochzeit so zu fotografieren, wie er es von meinen Party-Fotos kennt. Den Stil würde ich als "Doku-Stil" oder "Reportage" bezeichnen. Das Gegenteil wäre dann eher die "Künstlerische Inszenierung" am anderen Ende der Möglichkeiten, eine Hochzeit zu fotografieren. Letzteres beherrsche ich nicht und möchte das auch nicht erlernen, da es nicht meinem Geschmack entspricht.

Am besten gibt Kevin Mullins meine Gedanken wieder. In den ersten 3 Minuten seines Videos erklärt er seinen "documentary"-Ansatz, der im Wesentlichen im Einfangen der Emotionen einer Hochzeit besteht. Mit Ausnahme der obligatorischen Gruppenfotos arrangiert er weder Leute noch Licht, sondern bewegt sich geschickter Weise so, dass er das Licht für sich nutzen kann, ohne Leute aus den Gesprächen zu reißen, das Brautpaar ständig für sich zu beanspruchen und damit den Flow einer Feier erheblich zu verändern.

 

Nachdem ich im Sommer die Anfrage bekam, habe ich wie immer einen Profi empfohlen. Damit war ich aber nicht erfolgreich, denn die Brautleute kannten meine Fotos und waren sich sicher, meinen Style haben zu wollen. Auch die Risiken meines Versagens wollten sie akzeptieren. 😂 

Um ehrlich zu sein: ein Verreißen einer solchen Veranstaltung kann man m.E. nicht verzeihen und vergessen. Wenn es schief geht, hat man einen emotionalen Schaden angerichtet, der mit rationalem "Ent-Schuldigen" nicht zu heilen ist. Das ist mir klar und daher hatte ich auch gehöriges Fracksausen. Das schreibe ich deshalb, damit sich niemand animiert sieht, zu leichten Herzens solche Aufträge anzunehmen, ohne sich dieser Konsequenzen klar zu sein. Wenn man im Freundeskreis so eine Veranstaltung verreißt, fällt das mit Sicherheit auf die künftige Beziehung zu diesen Freunden zurück, egal was die Ursache für ein Scheitern war. Da spielt keine Rolle, ob die  SD- oder CF-Karte eine Macke hat, die Kamera vom Tisch/Stativ kippt, oder ob Kamera bzw. Karten gestohlen werden. Auch eigene Krankheit ohne Plan B kann eine Hochzeit in ein finsteres Licht tauchen. Genug der Warnungen! 😊

Aufgrund dieser Risk-Überlegungen kam ich auf die Idee, meinen Sohn (20) als Assistenten zu engagieren Jener besitzt seit seinem 20. Geburtstag meine ex-a6000 und versteht sich mittlerweile auch ganz gut aufs Fotografieren von Reisen und Party. Damit war mein Stress gesenkt, leider hat mein Sohn aber einen Teil des Drucks übernommen und damit auch Stress empfunden. Wir waren uns also der Verantwortung eines solchen "Auftrags" sehr wohl bewusst und haben alles getan, damit den Brautleuten eine schöne Hochzeit dokumentiert wird.

Unsere Absprachen vorab waren:

RAW&JPG, um schnellen Check der Schärfe zu haben und ggf. die fertigen JPGs auch zeigen zu können. Haben wir am Ende nicht gebraucht. Raw hätte gereicht. Dann haben wir abgesprochen, dass ich so agiere, als wäre ich alleiniger Fotograf, so dass wir nicht beide neben einander stehen und er die gleichen Motive fotografiert (sozusagen als fotografisches Back-up). Damit hatte er den Freibrief, ausschließlich nach Lust und Laune zu fotografieren. Auftrag war: fange Emotionen, schönes Licht, B-Roll-Bilder und Paar-Fotos ein, sofern sich Chancen dafür ergeben. Was hatten wir vergessen? Einstellung der beiden Kameras auf die gleiche Zeit! Das muss ich jetzt in der Nachbearbeitung irgendwie fixen. Ärgerlich!

Verwendete Technik:

A6000, 35/1,8, 50/1,8, 10-18/4 und 55-210, Nissin i40 mit einem Gary Fong Bouncer.

GX80, 15/1,7, 25/1,2, 43/1,7 und 75/1,8, Meike-Blitz, LED-Leuchte

Nicht benutzt: Youngnuo Trigger und Canon-580er Blitz auf Empfänger mit Gary Fong Lightsphere.

 

 

Organisation:

Ich habe vom Brautpaar eine Gästeliste bekommen, die auch Hinweise enthielt, welche Gäste besonders wichtig waren und damit auf jeden Fall auf einem Foto drauf sein sollten. Da es am Ende ca. 100 Gäste waren, von denen ich ca. 15 kannte, war das Abarbeiten der Gäste eher schwierig. Ich hätte permanent mit dem Brautpaar abgleichen müssen, wer wer ist und wo er sitzt. Und damit hätte ich das Brautpaar vom eigentlichen Feiern abgehalten.

Lösung: Wir haben nahezu alle Gratulanten beim Gratulieren eingefangen und mehrere Gruppenfotos arrangiert: Brautleute, Brautleute mit Eltern, dann mit Geschwistern, dann mit Freunden, dann nur Frauen, nur Männer und diverse kleinere spontane Gruppen. Wer es bis hier nicht geschafft hatte, auf einem Foto zu erscheinen, hatte echt Mühe!

Sicherheit: ich habe regelmäßig die Chip-Karten aus den Kameras genommen und neue Karten eingelegt. Die SD-Karten habe ich auf Notebook gesichert (import LR) und einen ersten Check der Bilder vorgenommen. Daher wusste ich, dass wir schon gute Beute gemacht hatten. Die gefüllten SD-Karten habe ich dann in meiner Hosentasche „gesichert“, falls mir jemand das Notebook stiehlt.

Die Hochzeit ging von 14.00 – 03.00 Uhr. Bilder sichten und 175 erste Favoriten entwickeln (quasi eine Shortstory) bis 03.50 am Folgetag. Dann 30 Bilder verkleinert per mail geschickt und die 175 Favoriten in die Cloud geladen. Diese schnelle Lieferung habe ich deshalb gemacht, damit das Brautpaar sich zurücklehnen und sicher sein kann, dass das Fest auch in Form von schönen Fotos eingefangen wurde. Zudem sollten sie in der Lage sein, die nahen Verwandten und Freunde mit ein paar Bilder und vielleicht ein paar Dankesworten für die Geschenke beliefern zu können.

Bei der Hochzeit meines Bruders hat die Profi-Fotografin zwar excellente Bilder gemacht (Kunst), diese aber erst ca. 4 Monate später geliefert. Für mich ist das viel zu lang und ich wollte, dass die Erinnerungen an die Party schon in der Woche nach der Feier möglich sind. Mein Engagement hat die Brautleute jedenfalls erfreut (siehe mail am Ende!).

Einschätzung zur GX80 und den Optiken:

Die GX80 hat sich mit Bravour geschlagen. Das kleine Biest ist wirklich zuverlässig im AF, sowohl am Tage als auch beim Tanz auf der dunklen Tanzfläche. Der Clou jedoch ist, dass selbst die Fotos von der Tanzfläche mit F1,2 bzw. F1,7 meistens tackscharf waren! Das ist mir mit den DSLR nur selten geglückt. „Meistens“ muss ich voranstellen, weil ich unter Voraussetzungen (Zeit ca. 1/20-1/30s und Blitz) fotografiere, wo durch Bewegungsunschärfe viele Bilder einfach unscharf werden, weil die Leute sich für die gewählte Belichtungszeit zu schnell bewegen.

Ich habe v.a. mit dem 15er und dem 25/1,2 fotografiert. Das bewirkt, dass man nah ran gehen muss, was den Fotos zu Gute kommt. Man ist mitten drin, statt nur dabei! Das 25/1,2 hat mir riesig Spaß gemacht. Die Bildqualität ist superb. Allerdings kostet es ca. das 7-fache meines 25/1,7, ist deutlich schwerer und schafft es trotz excellenter technischer Daten nicht in mein Team. 😉

Ergänzend habe ich bei der Trauung noch ein paar Porträts des Paares und der Gäste mit dem 75er oder 43er gemacht.

Ich habe kein Zoom benutzt und auch keines vermisst. Hätte ich ein 12-40/2,8, ich hätte es weder in dem Saal der Trauung benutzen wollen (ISO wäre dann von 200 auf ca. 800-1000 gegangen, verglichen mit F1,2) noch beim Tanzen.

Das 15/1,7 ist das wichtigste Objektiv gewesen! Mit dem kann man eigentlich auch die ganze Hochzeit allein fotografieren. Wenn man müsste! 😉

Die Optiken steckten jeweils in Slingbacks, die jeder von uns Fotografen mit sich führte und jeweils vor Ort ablegte, so dass man schnell mal die FB wechseln konnte.

Licht:

Wir haben fast nur mit available Light gearbeitet, abgesehen vom Tanzen zu später Stunde. Bei den Gruppenaufnahmen haben wir mit dem Bouncer unterstützend fotografiert. Wäre aber nicht nötig gewesen.

Abends haben wir in der blauen Stunde die LED-Leuchte mit oranger Streuscheibe genutzt und auch ein paar Blitz-Aufnahmen vom Paar vor der Location gemacht. Das LED-Licht hat sich da sehr gut bewährt. Es lässt sich im Blitz-Schuh einschieben oder in der freien Hand halten, da sich die GX80 auch einhändig bedienen lässt.

Die Disko wurde dann mit Aufsteckblitzen und langen Zeiten begleitet: Modus M, 1/20..1/30s und Blitz. Dabei wurden ca. 60-70% der Aufnahmen „verdreht“. Die Kamera wurde also um 45° verkantet angesetzt und dann beim Auslösen um die optische Achse verdreht. Das erzeugt viel Ausschuss, aber auch schöne dynamische Tanz-Szenen. ISO war beim Blitzen zwischen ISO400 und ISO1600.

Mit dem 25/1,2 konnte ich bei ISO 1600 auch viele available Light-Aufnahmen vom Abend machen, die diese „dynamischen-Schwenk-Bilder“ ergänzen. Die Lichtstärke ist hier echt ein Vorteil gegenüber einem alternativen Zoom.

 

Fazit:

ein grandioses Fest! Leider waren wir schon nach der Trauung (15 Uhr) völlig durchnässt! Nicht was ihr denkt: der Angstschweiß hatte sich durch Unterhemd und Hemd bis zum Jacket durchgearbeitet. Wir waren fix und foxy und hätten nach dieser ersten Runde des Fests eigentlich erschöpft ins Bett gehen können. Warum? Wahrscheinlich der Erwartungsdruck und der damit verbundene Stress! Aber wir haben dann tapfer bis 3 Uhr am nächsten Morgen durchgehalten, fotografiert, getanzt, getrunken und Spaß mit den Leuten gehabt. Einfach genial.

 

  • Taugt die GX80 als Hochzeitskamera? (AF, Bildqualität, Blitz) Antwort: Ja!
  • Kann man allein mit Festbrennweiten klarkommen? Welche empfehlen sich für eine Hochzeit? Antwort: Ja, ich würde 15/17, 25, 43 und 75 empfehlen
  • Wäre ein Zoom nicht "sicherer"? Antwort: Ja! Man ist schneller. Aber es hat auch Nachteile in der Lichtstärke. An KB würde ich ein 2,8er Zoom nehmen!
  • Welche Lichttechnik benötigt man? Antwort: mir reicht ein simpler Aufsteck-Blitz
  • Gibt es wegen der "Kleinheit" der Kamera Ressentiments der Auftraggeber oder Gäste? Wird man da überhaupt ernst genommen? Antwort: habe ich noch nie erlebt!

 

 

Lohnt das den ganzen Streß?

Klar doch! Ich habe so viel Freude, wenn ich sehe, wie die Bilder bei meinen Freunden ankommen. Ich könnte das nicht jede Woche machen, dann wäre es mir echt zu stressig. Aber so ab und zu solch ein Event: was gibt es schöneres für einen Fotografen?

Lieben Gruß

noreflex

PS: Die Mail des Bräutigams hat mich dann doch gefreut!

Zitat

Lieber "...", lieber Erik,

Uns fehlen echt die Worte. Es war ein wunderschönes Fest und es war so großartig, dass ihr uns so sensationell unterstützt habt. Mit welchem Elan und mit welcher Energie ihr das gemacht habt war wirklich unglaublich. Vor allem waren wir von Dir, lieber Erik, total begeistert - wie man mit 20 Jahren schon ein so cooler lockerer Typ sein kann ist wirklich beeindruckend. 

4000 Bilder? Ihr seid ja vollkommen verrückt… Und 3:50h? Wir wissen echt nicht wie wir uns dafür bedanken sollen, das ist einfach unglaublich. Die ersten Bilder sehen großartig aus, da sieht man einfach, dass ihr Euer Handwerk versteht ;)

Ich melde mich die Tage noch Mal bei Dir, wenn wieder etwas Ruhe eingekehrt ist.

Wir sind Euch so unglaublich dankbar für die Unterstützung, wie gesagt, uns fehlen noch die Worte ;)

Liebe Grüße aus Hamburg

 

 

bearbeitet von noreflex
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vor 2 Stunden schrieb noreflex:

Die Disko wurde dann mit Aufsteckblitzen und langen Zeiten begleitet: Modus M, 1/20..1/30s und Blitz. Dabei wurden ca. 60-70% der Aufnahmen „verdreht“. Die Kamera wurde also um 45° verkantet angesetzt und dann beim Auslösen um die optische Achse verdreht. Das erzeugt viel Ausschuss, aber auch schöne dynamische Tanz-Szenen. ISO war beim Blitzen zwischen ISO400 und ISO1600.

Danke für den Bericht, schön, dass es so gut geklappt hat.

Würdest du ein gelungenes Verdreh-Foto zeigen?

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Nicht von der Hochzeit. Die Bilder bleiben im Safe.

Aber hier habe ich das "Verdrehen" bei einem Geburtstag gemacht:

Ich mache auch ganz normale Aufnahmen. Statisch. Scharf. Daneben dann diese verdrehten Aufnahmen. Insbesondere beim Tanz oder wenn die Leute Jubeln, die Arme durch die Luft wirbeln etc.

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Danke für den wie immer toll geschriebenen Bericht. Das verlinkte Video, kannte ich noch nicht und bin schwer begeistert.

Ich habe im Juni zusammen mit Tom die Standesamtliche Trauung (outdoor) der Tochter einer Fotofreundin fotografiert. Da hatte sich die Tochter kurzfristig zur Hochzeit gewünscht, dass die Mama bitte sitzen bleibt und nicht dauernd mit Kamera rumwuselt und wir sind ebenso kurzfristig eingesprungen. Seit dem weiß ich, dass mFT und ein paar Festbrennweiten auch bei Hochzeiten gut funktionieren, wobei wir da zur Sicherheit jeder eine Zweitkamera mit Zoom umhängen hatten.
Im August war ich dann Privatknipser auf der Hochzeit meines Neffen, da dann nur mit Pen F und drei kleinen FBs, mehr passte nicht in meine Handtasche und ich wollte den offiziellen Fotografen nicht stören. Der war mit Nikon KB und Porty unterwegs, hat schwer geschleppt, der arme Kerl.
Wenn ich mir Deine Drehschwenkblitz-Partybilder so ansehe, hätte ich da für die Feier am Abend versuchen sollen, so ein ein Blitzdings irgendwie mit unter zu bringen. Das merk ich mir.

 

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@ ShaiHulud

Das ist gut erkannt! Der Zweit-noreflex hat aber auch viel mit FB gearbeitet. Bei der Trauung und auch später im Saal hat er mit 10-18 und 55-210 einige Totalen und ein paar Close ups gemacht, wobei das 55-210 da wirklich am Rande des Möglichen eingesetzt ist und wenig Freude macht (lichtschwach und bei Offenblende etwas weich, flau).

Ansonsten hat der arme Bub viel zwischen 35 und 50mm gewechselt.

Und wenn eine Kamera ausgefallen wäre, hätte man die Party auch mit einer Cam abwickeln können.

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Danke mein Lieber, wie immer großartig geschrieben! Ich muss dieses Jahr selber noch zwei mal bei Freunden ran, ebenfalls Hochzeiten. Vieles von dem was du schreibst kommt mir bekannt vor, besonders der Hinweis, man solle doch einen Profi fragen... naja ;)
Die Verantwortung für die Dokumentation zu übernehmen finde ich auch nicht sonderlich prickelnd, andererseits wollte ich es auch nicht ablehnen - eine Absage bekommt der Beziehung unter Umständen auch nicht besser, als wenn es in die Hose geht (was unwahrscheinlich ist wenn man die Sache gewissenhaft angeht). 

Was die Technik angeht, werde ich wohl auch wieder ausschließlich mit Festbrennweiten arbeiten. Zuletzt nutzte ich das Sigma 16mm 1.4 an der GX8 und die G9 mit dem 30mm 1.4. Anfangs hatte ich Bedenken aber Erfahrungen und Feedback waren durchweg positiv. Sehr positiv dabei war auch, dass ich nur zwei Objektive und zwei Brennweiten an zwei Kameras nutzte - die GX8 mit Clip am Gürtel und die G9 mit Batteriegriff am Sling als Schultergurt getragen. Für mich ist das eine tolle Art zu fotografieren. Was durch die Festbrennweiten zuerst wie eine Einschränkung wirkt, offenbart sich schnell als Erleichterung. Man weiß schon nach kurzer Eingewöhnungszeit wo man zu stehen hat damit das Framing der Bilder gelingt und man kann sich ganz auf das Geschehen konzentrieren. Ich hatte bislang auch nicht das Gefühl, dass mich die Brennweiten einschränken würden.
Würde ich ein Zoom einsetzen, so würde ich den Vorteil der offenen Blende wegwerfen und es mir mit dem Framing vermutlich nur unnötig schwer machen. Nachteil der Festbrennweiten ist natürlich, dass man ständig am Ball bleiben muss und sehr vorausschauend agieren muss um die Shots nicht zu verpassen - hier lässt sich mit einem Zoom dann doch wieder einiges reißen wenn man doch mal falsch steht. Ich denke mir dann aber immer, besser ich mache 3 richtig gute Bilder mit der Festbrennweite als 6 mittelmäßige mit dem Zoom, ein bisschen schwitzen nehme ich dafür in Kauf :)   

Das verdrehen der Kamera für die Tanzszenen muss ich definitiv auch mal ausprobieren.

Verwendet ihr dieses Teil am Nissin Blitz? Oder das Lightblade?

https://www.calumetphoto.de/product/Gary-Fong-Collapsible-Speed-Mount/GARGFLSCSM?gclid=EAIaIQobChMIsZu_2aHs3QIVC9OyCh0chwhZEAQYASABEgJvVvD_BwE

bearbeitet von somo3103
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@somo3103 

Danke für Deine Gedanken. Dafür habe ich meinen Bericht eingestellt, damit sich die "anonymen-MFT-Hochzeitsfotografen" outen und vielleicht auch mal die eine oder andere Anekdote hier preisgeben!

😂

Ich denke, ich habe auch ausführlich über meinen empfundenen Stress geschrieben. Der ist gut und nötig. Er sorgt dafür, dass man sich im Vorfeld einen Kopf macht, Videos schaut (Hochzeitsfotografie) und z.B. bei Instagram dem einen oder anderen Profi zuschaut, was man alles machen kann. Dabei ist mir aber auch wieder klar geworden, dass ich einen Großteil der Videos und Fotos von Profis nicht gebrauchen kann, da diese Profis die Hochzeit "mitgestalten" oder im Extrem: die Hochzeit wird so abgehalten, dass eine perfekte Foto- und Video-Show inkl. Drohnen abgefilmt werden kann. Die Zeremonie dreht sich dann um das Drehbuch und die Zeiten für bestes Licht und die eigentliche Feier ist nur Kulisse. Manche teilen diesen Filmdreh auch in zwei Events: ein Shooting mit Paar an tollen Locations und eine Feier. Andere machen beides in einem Aufwasch.

Das ist nicht mein Geschmack! Aber es gibt Kunden/Brautpaare, die diese Show-Fotos cool finden. Je abgefahrener die Locations, Posen und Sets, desto besser! Dann gibt es Fotos im Meer in der Brandung, Fotos vom Gletscher, auf dem Rooftop eines Edel-Hotels usw.

Ich habe mit dem Paar besprochen, dass ich so fotografieren will, als wäre kein Fotograf anwesend. Abgesehen von Gruppenaufnahmen also keine Arrangements. Ausnahme waren zwei kurze Shootings vor blauem Abendhimmel für je ca. 5 min. Das hat super funktioniert. Diese Idee beinhaltet auch, dass man während der Trauung nicht mit der Kamera um das Paar tänzelt und der Familie und den Gästen den Blick versperrt, dass man keine Blitz-Orgie abfeuert und sich so still wie möglich verhält. Ich habe auch einige Paarfotos bei der Trauung lautlos gemacht (was bei der GX80 mit Einbußen in der Dynamik einhergeht, also nur bei Not einsetzen!).

Ich habe mir die Fotos von Kevin Mullins, Roland Michels (HH) oder Dirk Weber (Brautrausch) angesehen. Da konnte ich viel Inspiration tanken. Ich habe mir sogar bestimmte Ideen für Bilder notiert. Diese hätten dann aber wieder Arrangement der Brautleute bedurft. Z.B. war eine Idee, am Meer mit Laternen in die blaue Stunde zu gehen. Dann wollte ich die Brautleute von hinten mit LED-Licht anstrahlen für einen schönen Lichtsaum. Alles gute Ideen, wenn es Zeit und Location hergegeben hätten. Aber um vom Feier-Saal ans Meer zu kommen, hätte ca. 15 min gedauert. Ein Brautkleid lässt nur kleine Trippel-Schritte zu. Dann hätte man die Braut bitten müssen, Strumpfhose und Schuhe auszuziehen, damit sie sich nicht den Sand in die Schuhe holt. Also 15 min Hinweg, umziehen, Fotos machen, 15 min Rückweg. Wir reden also davon, das Paar für ca. 1 Stunde aus dem Feier-Saal zu entfernen, um dann am Ende ein- oder zwei Bilder vom Paar vor blauem Himmel zu haben.

Kann man machen. Sieht dann auch chic aus. Aber ich habe lieber die Leute kurz vor das Hotel geholt, als die blaue Stunde anbrach. Dann mit LED leicht angeleuchtet und ein paar Bilder gemacht. Das sieht auch chic aus. Das Wasser und die Laternen denke ich mir dann hinzu! 😉

Deine Idee mit 16mm und 30mm klingt nach einem Hammer-Set. Ich habe sehr gern auch das 43er und 75er am Abend benutzt, um mir Gäste-Gesichter herauszupicken, wenn Reden gehalten oder Diashows gezeigt werden. Dann kann man den Redner und die Gäste abwechselnd inkl. Lachen, Tränen etc. gut einfangen, ohne ihnen auf die Pelle zu rücken!

Blitz-Diffusor

Nein, das war ein Light Blade https://www.amazon.de/Gary-Fong-LB-01-LightBlade-Diffuser/dp/B00IO1BPW4/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1538637888&sr=8-1&keywords=lightblade+gary+fong

Den schnallt man an z.B. den Nissin i40, muss dann aber der Kopf verdrehen, weil der Bouncer an der Seite ansetzt...

Ich habe den Diffuser aber nicht vor dem Blitz genutzt, sondern hinter dem Blitz. Die Idee von Gary ist wohl, ihn vor dem Blitz zu nutzen, um sehr weiches Licht zu machen...

 

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vor 38 Minuten schrieb noreflex:

@somo3103 

Danke für Deine Gedanken. Dafür habe ich meinen Bericht eingestellt, damit sich die "anonymen-MFT-Hochzeitsfotografen" outen und vielleicht auch mal die eine oder andere Anekdote hier preisgeben!

Anonyme-MFT-Hochzeitsfotografen trifft es recht gut :D Schön ist es auch wenn man so Sachen hört wie "Schöne Bilder, du hast sicher eine schweineteure Ausrüstung". Es ist egal womit man fotografiert, solange die Leute nur am Ende denken, dass die Ausrüstung teuer war. Das da noch ein Fotograf hinter der Ausrüstung steht erwähne ich dann meistens nicht mehr, ich nicke und grinse nur noch und freue mich einfach, dass die Bilder gefallen ;)

Was deine Einstellung angeht, so sind wir wohl auf der selben Wellenlinie. Ich bin ebenso der Ansicht, dass ich als Fotograf am besten gar nicht weiter auffalle und die Festivität und die Emotionen möglichst unverfälscht aufnehme - ohne auf die Szene einzuwirken. Die Idee die blaue Stunde auszunutzen finde ich jedoch super, das wäre eine nette Ergänzung zu den vorangehenden Gruppenfotos. Ein paar wenige Arrangements braucht es halt doch.

Sofern ich bis zur nächsten Hochzeit nicht das neue 56mm von Sigma dabei haben werde, werde ich ergänzend zu den Festbrennweiten das 40-150er und das 8-18er im Gepäck haben. Das 40-150er würde ich statt dem 30er für die Trauung verwenden. Sofern es sich anbietet würde ich es noch für einige Details und Nahaufnahmen verwenden, aber eben nur wenn es etwas ruhiger zugeht. Das 8-18er nehme ich für einige Innenaufnahmen mit, bei den nächsten beiden Hochzeiten werden die Räume noch etwas enger als bei den Hochzeiten zuvor. Da macht das Backup mit einem UWW auch noch Sinn.

Was ich übrigens jedem ans Herz legen kann ist nach Möglichkeit die Location noch ein bis zwei Tage vor den Festivitäten aufzusuchen und sich bereits im Vorfeld Gedanken um das Licht usw. zu machen, besonders wenn man vorhat mit Available Light zu fotografieren. Es hilft enorm sich bereits ein wenig auszukennen, man hat damit schon sowas wie einen Heimvorteil, was bei mir zumindest sehr viel Druck rausnimmt wodurch ich entspannter fotografieren kann.

Und vielen Dank für den Link, das Teil werde ich mir mal näher ansehen! :)

 

 

bearbeitet von somo3103
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Respekt für deinen Einsatz und Stresstoleranz – und für die Bildergebnisse sicher ebenfalls (coole Idee mit den „Verdrehern“).

Ich war bei einer Hochzeit zwar nur mal Zweitfotograf, hpts. zwecks Reportage-artigem Festhalten von Gästen, Situationen und Stimmung abseits der vom Hauptfotografen abgedeckten Main Events, an die im Vorfeld aufkommenden tausend Gedanken zu jeder Kleinigkeit und die „ehrenvolle Dauerbeschäftigung“ mit selbst auferlegtem Erfolgsdruck während der Feier kann ich mich jedoch immer noch erinnern. Darum, Hut ab. Ich für meinen Teil bin jedoch froh beim hobbymässigen Fotografieren das genaue Gegenteil zu zelebrieren und üblicherweise niemanden zu sehen – zumindest nicht vor der Linse … ;)

bearbeitet von flyingrooster
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@flyingrooster Mir ist meine Natur- und Tierfotografie die meiste Zeit auch lieber, das hat für mich sogar was meditatives. Andererseits erweitert es meiner Meinung nach auch den fotografischen Horizont, wenn man mal von seinen Gewohnheiten abweicht und etwas gegensätzliches fotografiert. Außerdem ist es auch mal lustig so eine Hochzeit aus Sicht eines Fotografen mitzumachen. Man geht automatisch ganz anders mit den Situationen um und wird zum Beobachter, analysiert was als nächstes passiert und fängt an die Leute regelrecht zu lesen - das kann sehr spannend sein. Nebenher versucht man mit den Bildern natürlich auch eine Geschichte zu erzählen, eigentlich ist das was tolles wenn man den "Stress" mal Stress sein lässt und etwas entspannter (entspannt heißt nicht fahrlässig) an die Sache herangeht.

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Sehr guter Bericht und eine Erleichterung für mich. Gerade beim derzeitigen JB Wahn kommt man ja mal ins zweifeln. :)

Ich hab diesen Sommer ein Brautpaar mit alten Canon FD Objektiven, Zhongyi Focal Reducer und der GX9 fotografiert. Wenn man Dank Focus Peaking mit dem manuellen Fokus zu Recht kommt sehr empfehlenswert. 

Toller Bericht und super Tipp mit dem verdrehen der Kamera.

Gruß Christoph

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Kleines Update:

  • Hochzeit war am 22.09. bis ca. 03.00 Uhr am 23.09. (Sonntag)
  • erste 175 Fotos (Cloud) bekam das Brautpaar am 24.09. gegen 3.50 Uhr (Montag früh), davon 30 per mail (1600er Breite)
  • Selektion für ein Fotobuch bestand aus ca. 800 Bildern (Ausgangslage: 4.000 Fotos, davon ca. 3600 brauchbar, davon zunächst ca. 2000 mit 3-Stern bewertet, davon dann ca. 800 mit 4 Stern bewertet)
  • Fotobuch Entwurf mit 130 Seiten (65 Doppelseiten) ist am 7.10. fertig und zur kritischen Begutachtung bei den Eltern als PDF. Wenn es keine Einwände gibt, hat das Brautpaar nach 3 Wochen sein Fotobuch
  • Die Bilder werde ich auf ca. 600 eindampfen und in die Cloud stellen und erst nach Versendung des Fotobuchs nur dem Brautpaar zur Verfügung stellen

Bisher bin ich sehr zufrieden mit unserer Arbeit. Es war anstrengend und schön. Würde ich davon leben wollen, würde ich ca. 1.500 - 2.000 EUR für eine Reportage (14.00 bis 03.00) veranschlagen. Das entspräche etwa einem Stunden-Satz von ca. 50 EUR (bei gerechneten 30 Stunden Arbeit).

 

 

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Klasse Bericht, @noreflex!

Vieles kann ich gut nachvollziehen, auch wenn mir die quantitative Erfahrung bei solchen Gelegenheiten fehlt. Den Stresspegel kenn ich gut von Veranstaltungen, die ich per Video festhalte - live ist live, und nichts wiederholbar 😉

Auf einer Hochzeit hatte ich mal das "Privileg" als zweiter, aus dem Hintergrund agierender Fotograf, Bilder machen zu dürfen. Und den Vorteil, dass es Verwandtschaft war, so dass ein Teil der Gäste mir wohl vertraut waren. Ich hatte mich auch auf Festbrennweiten beschränkt, damals an der E-P5. Und mich sogar getraut, das Nokton 42,5 einzusetzen und muss sagen, die Bilder mit dieser Brennweite haben mir dann auch am besten gefallen. Oft unbeobachtet schöne Momente eingefangen. Der Druck lastete auf der Profi-Fotografin, die auch schnell lieferte. Für meine Bilder konnte ich mir noch Zeit lassen in der Nachbearbeitung und hatte dann auch sehr positive und schöne Rückmeldungen erhalten, so nach dem Motto, die Bilder seien viel besser als die von der Fotografin 😉

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vor 4 Minuten schrieb surfag:

...Für meine Bilder konnte ich mir noch Zeit lassen in der Nachbearbeitung und hatte dann auch sehr positive und schöne Rückmeldungen erhalten, so nach dem Motto, die Bilder seien viel besser als die von der Fotografin 😉

Ja, das ist ein schönes Kompliment. Wobei die Profi-Fotografen auch im Können eine hohe Bandbreite an Qualität abdecken. Da gibt es Leute ohne Talent und Gespür. Die kann man gut outperformen, weil man zu den Motiven (Verwandschaft, Freunden) einen besseren Zugang hat, näher heran kommt und die Menschen sich bei einem bekannten Fotografen anders verhalten als bei einem Fremden. Insbesondere, wenn der mit großer Technik samt Blitz auf sich aufmerksam macht.

Aber ich habe nun auch schon einen Blick auf die guten Profis und ich muss bekennen, dass mir doch noch ein oder zwei Dutzend Bilder zum Profi fehlen. Ich muss neidlos anerkennen, dass die richtig guten Profis einfach noch ein paar Asse im Ärmel haben, die man als Amateur auch bei größtem Engagement nicht ziehen kann, weil man es zu selten macht und einem die Routine fehlt, zur richtigen Zeit das richtige zu tun. Im Nachhinein fallen mir einige Chancen für gute Bilder ein, die ich am Wege habe liegen lassen.

;-)

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Danke für den tollen Bericht. Ich habe auch schon einige Hochzeiten fotografiert (die letzte Übrigens am 21.09. ;) ) und auch schon mit MFT +FF in Kombination. Ich bin bei meiner Einstellung ganz bei noreflex - ich mache auch lieber eine Reportage als wäre ich quasi unsichtbar (vorher natürlich abgesprochen) und kann die Einstellung, das Brautpaar nicht Stunden zu entführen für 2-3 tolle Bilder deshalb gut nachvollziehen. Die Hochzeit an sich sollte im Vordergrund stehen, außer das Paar besteht eben auf die ausgefallenen Bilder an herausragenden Locations und nimmt es in Kauf länger weg zu sein...

Zu dem Kompliment "besser wie Profi Fotografen" möchte ich noch sagen, dass man das oft zu hören bekommt, wenn man als Fotograf die Gäste und Brautpaar kennt. Dann macht man oft einfach vertrautere Bilder am Abend und die Gäste lassen sich offener Fotografieren, was bei vielen Familienmitgliedern gut ankommt. Wobei das natürlich auch immer vom Profi abhängt und was er so kann und wie sympathisch er ist! Die Qualität ist da schon sehr unterschiedlich.

Mittlerweile arbeite ich mich immer mehr ein und hab auch schon selbst aufwändigere Paarbilder mit Porty gemacht und werde das zukünftig hoffentlich auch noch öfters tun - weil es voll mein Ding ist eine Hochzeit zu begleiten mit allem was dazu gehört. 

 

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vor 25 Minuten schrieb Arcanion:

...

Zu dem Kompliment "besser wie Profi Fotografen" möchte ich noch sagen, dass man das oft zu hören bekommt, wenn man als Fotograf die Gäste und Brautpaar kennt. Dann macht man oft einfach vertrautere Bilder am Abend und die Gäste lassen sich offener Fotografieren, was bei vielen Familienmitgliedern gut ankommt. ...

 

 

Ich habe auch das Gefühl, dass ich ohne Probleme mit dem 15/1,7 (ein tolles kleines unauffälliges Hochzeits-Objektiv!) direkt neben dem Brautpaar, den Eltern oder anderen Gästen stehen kann, ihr Gespräch, ihr Lachen und ihre Freude einfangen kann, ohne dass die Leute ihr Verhalten anpassen. Ich habe immer mehr die Angewohnheit, Rede und Gegenrede zu fotografieren. Da steht man dann z.B. erst hinter der Braut und fotografiert über die Schulter hinweg (=Blick der Tochter) die Mutter der Braut, die noch kurz vor der Zeremonie die letzten Handgriffe am Schleier, dem Kleid usw. tätigt und dabei auf die Tochter einredet, wie schön sie doch sei. Dann wechsle ich unauffällig im Zimmer umherwandernd die Perspektive und fotografiere am Kopf der Mutter vorbei die Braut, wie sie ihrer zupfenden Mutter zuschaut. Diese Bilder wirken sehr natürlich, weil beide Personen sich durch mich nicht ablenken lassen und mich ignorieren.

Darüber freue ich mich sehr. Ich habe sehr wenig Bilder, wo die derart Porträtierten in meine Kamera schauen, weil sie meiner Person gewahr werden.

Aber ich muss auch zugeben, dass ich bei Profis Bildstrecken sehe, die genau das transportieren. Ich frage mich zwar, wie die diese Intimität in so kurzer Zeit aufbauen, aber es muss gehen. Die Bildstrecken von z.B. Dirk Weber (Brautrausch.de) sind da nach meinem Geschmack. Man denkt beim Ansehen, dass der Dirk schon jahrelang mit den Brautleuten befreundet sein muss, so wie er in deren "Inner Circle" hineinkommt. Da ziehe ich den Hut! Ich fotografiere ja nur Leute, die ich schon länger kenne. Da ist natürlicherweise kaum Distanz zu mir. Würde ich aber fremde Leute fotografieren, wäre mein Vorteil dahin. Und wenn man es dann schafft, eine Hochzeit "fremder Leute" so zu fotografieren, als wäre man der Bruder des Bräutigams, zeugt m.E. von hohem Einfühlungsvermögen und der Fähigkeit, schnell eine Vertrautheit und ein Vertrauen in die Arbeit des Fotografen aufzubauen.

In jedem Falle glaube ich, dass mir eine kleine Rangefinder-Kamera mit zwei, drei kleinen Optiken wie 15/1,7, 43/1,7 oder 75/1,8 erheblich bei meinem Style der Fotografie weiterhilft. Ich habe ja selbst den Vergleich zu meinen Hochzeiten, wo ich noch mit dem 70-200/2,8 fotografiert habe (an 50d, 5dII). Die Freistellung: sehr gut! Das Bokeh: toll. Aber leider auch distanzierte Fotos. Die Leute direkt mit einem 70-200 anzuvisieren und dann noch Unbefangenheit zu fotografieren - das ist eine Kunst, die ich nicht beherrsche. Die Leute gucken und handeln anders, wenn sie die "große, weiße Tüte" auf sich gerichtet sehen.

Das 75/1,8 (=150/3,6) dagegen kann ich pausenlos auf Leute richten und die nehmen das selten wahr. Alle Gespräche und Umarmungen werden fortgesetzt und man bekommt Porträts von Leuten, die sind, wie sie sind.

Diesen Vorteil der kleinen Festbrennweiten am kleinen Body möchte ich nicht mehr missen!

bearbeitet von noreflex
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@GER100 Das liest sich wie ein Kompliment. Freut mich.:)

Aber man darf durchaus Zweifel haben! ;-) Wir sagen doch immer, dass man bei gutem Licht kaum Unterschiede zwischen den Kamera-Klassen (Sensoren) sieht. Und die meisten User hier würden auch zustimmen, dass es Grenzbereiche gibt, wo ein kleiner Sensor durchaus an seine Grenzen getrieben wird. Ich zähle Indoor-Sport und Hochzeiten genau zu diesen Genres, wo man am Grenzbereich operiert.

Einige meiner ISO400-Aufnahmen und v.a. natürlich die ISO 800- und ISO 1600-Aufnahmen sehen auch erkennbar rauschiger aus, als es mir lieb ist. Und die Stärke des Rauschens weiß man ja idR. noch nicht vor der Hochzeit. Man kennt die Abendbeleuchtung nicht, kennt die Lichtanlage des DJ nicht und weiß am Ende nicht, ob das Licht bei ISO 1600 reicht, um Tanzende zu fotografieren, oder ob man gar ISO 3200 oder schlimmeres verwenden muss.

Ich habe zwar vor Ort einen ersten Blick auf die Abend-Bilder geworfen und war guter Dinge, aber erst in der Bildbearbeitung nach dem Event stellt man fest, ob entscheidende Bilder verrauscht sind. Aus meiner Sicht sind die Bilder am Monitor (24") sehr gut, am TV 55" noch gerade ok und vermutlich/hoffentlich im Print (28er Breite) sehr gut. Ich bange dem Fotobuch entgegen, denn die Schärfe und das Rauschen habe ich für Print optimiert. Das bedeutet, dass sie am Monitor etwas mehr grisseln, beim Print aber dann auf den Punkt das richtige Maß an Schärfe und auch leichter Struktur haben. Ich werde berichten!

(Fotobuch mit Leder-Geschenkschachtel, ich bin ganz aufgeregt!)

 

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vor 3 Stunden schrieb noreflex:

 

Darüber freue ich mich sehr. Ich habe sehr wenig Bilder, wo die derart Porträtierten in meine Kamera schauen, weil sie meiner Person gewahr werden.

Aber ich muss auch zugeben, dass ich bei Profis Bildstrecken sehe, die genau das transportieren. Ich frage mich zwar, wie die diese Intimität in so kurzer Zeit aufbauen, aber es muss gehen. Die Bildstrecken von z.B. Dirk Weber (Brautrausch.de) sind da nach meinem Geschmack. Man denkt beim Ansehen, dass der Dirk schon jahrelang mit den Brautleuten befreundet sein muss, so wie er in deren "Inner Circle" hineinkommt. Da ziehe ich den Hut! Ich fotografiere ja nur Leute, die ich schon länger kenne. Da ist natürlicherweise kaum Distanz zu mir. Würde ich aber fremde Leute fotografieren, wäre mein Vorteil dahin. Und wenn man es dann schafft, eine Hochzeit "fremder Leute" so zu fotografieren, als wäre man der Bruder des Bräutigams, zeugt m.E. von hohem Einfühlungsvermögen und der Fähigkeit, schnell eine Vertrautheit und ein Vertrauen in die Arbeit des Fotografen aufzubauen.

In jedem Falle glaube ich, dass mir eine kleine Rangefinder-Kamera mit zwei, drei kleinen Optiken wie 15/1,7, 43/1,7 oder 75/1,8 erheblich bei meinem Style der Fotografie weiterhilft. Ich habe ja selbst den Vergleich zu meinen Hochzeiten, wo ich noch mit dem 70-200/2,8 fotografiert habe (an 50d, 5dII). Die Freistellung: sehr gut! Das Bokeh: toll. Aber leider auch distanzierte Fotos. Die Leute direkt mit einem 70-200 anzuvisieren und dann noch Unbefangenheit zu fotografieren - das ist eine Kunst, die ich nicht beherrsche. Die Leute gucken und handeln anders, wenn sie die "große, weiße Tüte" auf sich gerichtet sehen.

Diesen Vorteil der kleinen Festbrennweiten am kleinen Body möchte ich nicht mehr missen!

Ja, du hast natürlich bei deinen Beispielen auch ein paar der absolut besten Fotografen herausgepickt. Roland und Dirk schaue ich mir zur Inspiration auch öfters an. Klar gibt es diese Klasse innerhalb der Profi-Fotografen, die dann aber auch entsprechend Gage kosten.
Keine Frage ist Vertrautheit und Symapthie eines der Dinge, die man als professioneller Hochzeitsfotograf so gut es geht drauf haben sollte, neben seinem Handwerk und folgenden Eigenschaften:

Man sollte
zuverlässig sein
Stress abkönnen
Immer einen Plan haben
Optimalerweise Erfahrung mitbringen
Kamera und Blitz beherrschen
Backup Ausrüstung haben
Den Blick fürs Motiv und kreative haben
unauffällig sein können
Nachbearbeitung können und nicht zu lange brauchen
Spaß an der Sache haben

Aber wem erzähle ich das ;) 

Ich verstehe deine 5DII Geschichte, wobei da heutzutage auch Festbrennweiten und ein modernen spiegelloser Body einiges erleichtern. Ich hatte die A7III + 35 1.4 + 85 1.8 dabei und lautlose Auslösung. War absolut genial und nicht viel anders als mit meiner OMD5II und 20 1.7 + 42.5 1.2 die ich bei der letzten öfters eingesetzt habe und immer noch ab und an nehme.
Das große Telezoom kommt bei beiden Marken nur für bestimmte Situationen zum Einsatz (z.B. Paarshooting) 

 

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So, Leute.

Jetzt werde ich emotional! Es eskaliert ...

 

... in mir!

😂

Eben hat DHL geklingelt. Das Paket ist da. 130 Seiten, Mattes Cover, Matte (Seidenglanz) Seiten. Leder-Geschenk-Box!

Ich habe mir sicherheitshalber erst mal einen Glen Grant eingeschenkt. Mein Gott, war ich aufgeregt.

Dann habe ich ängstlich den Karton (=geil) geöffnet. Cover? Sieht geil aus. Erster Schluck!

Dann vorsichtig, natürlich mit weißen Stoffhandschuhen - wir wollen doch keine Spuren hinterlassen -, das Cover geöffnet und Seite 1 inspiziert. Zu hell? Zu dunkel? Nee, passt auch!

Zweiter Schluck und es geht mir zusehends besser! Dann relativ schnell weitergeblättert zu den Stellen, wo wir mit ISO 800..1600 und gelifteten Schatten gearbeitet haben: UND? Wie sieht das im Fotobuch im Print aus?

E I N F A C H     A T E M B E R A U B E N D !!!

 

Ich bin sowas von happy und stolz! Alles hat geklappt. Zum Schluß habe ich gebangt, ob das am 55"-TV aus naher Distanz sichtbare Rauschen im Print verschwunden ist, wie ich es aus Erfahrung vermutet hatte. Und es ist SOWAS von VERSCHWUNDEN!!!

Einfach nur knackig scharf und rauschfrei. Alle Aufnahmen, auch am Abend, auch ISO 1600, auch in DIN A4 sind im Print einfach nur Spitze!😍

Ich bin völlig ausser mir vor Freude. Nicht, dass ich noch nie ein Fotobuch gemacht habe! Aber ich habe noch keine Hochzeit für einen lieben Menschen sehr dominant mit MFT (und ein wenig APS-C) fotografiert. Und so war das meine Jungfern-Fahrt in diesem Bereich. Wenn ich, der ich sehr kritisch mit meinen Fotos bin, schon begeistert bin, mag ich mir nicht vorstellen, wie sich die Brautleute freuen. Zudem ich erstmals die Leder-Box bestellt habe! Hammer-Auftritt sage ich nur. Das Buch muss unbedingt mit einem Paar neuer Handschuhe (Drogerie) und einem anständigen Rotwein überreicht werden. Ich kann es gar nicht fassen, dass das so gut geworden ist!

Jepeeeee!

😅😆😍

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