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"Altglas" reinigen: Pilz, Staub andere Fremdkörper entfernen


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Ich konnte kein passendes Thema dazu finden und stelle hier mal meine gestrigen Erfahrungen vor, die ich mit zwei "Altgläsern" machen durfte.

Hintergrund: ich möchte zwei, evtl. drei alte, analoge Objektive an mft verwenden. Ein Hanimex 500mm/f8, ein Tokina ATX 80-200mm/2.8 und evtl. ein Ricoh 50/1.7. Leider alle verpilzt, da sie schlecht gelagert und in den letzten 20 Jahren kaum bis nicht benutzt worden sind.

 

Gestern kam ein Päckchen an, darin waren ein verstellbarer Stirnlochschlüssel von Neewer und ein "Japan lens removing tool" (Gummikegel zum Abschrauben der Front- und Zwischenlinsen). Erstes Versuchsobjekt war ein anderes Objektiv: ein Sigma 70-300mm/4-5.6 macro DG. Ich hatte Pilz vermutet, aber es war irgendein ein Schmiermittel, ziemlich mittig hinter der Frontlinse - weiß der Teufel, wie das dort hingekommen ist.

 

Removal tool ausgepackt, den richtigen Druckpunkt gesucht und gefunden, da war der Klemmring lose, etwas mehr Druck und die Linse löste sich auch problemlos, Linsenrückseite mit einem milden, alkoholfreien Reinigungsmittel und Wattestäbchen entspreched der YT-clips bearbeitet, danach den Tubus noch gereinigt und mit Tesafilm entfusselt, nach ca. 45min war ich damit durch. Ich sollte dazu sagen, dass die meisten Reinigungsvideos zeigen, wie das Sigma am Bajonett geöffnet wird. Meins ist ungechipped und war daher meiner Meinung nach besser von vorn zu öffnen, womit ich richtig lag.

 

Jetzt wollte ich direkt das Hanimex/Exacta bearbeiten, aber da war nichts zu machen.

Die Frontlinse und der Verriegelungsring waren nicht zu lösen. vermutlich, weil unter dem dünnen Aluring punktuell Sicherungslack angebracht ist. Ich vermute es deshalb, weil der Spannring zur Rücklinse (sichtbar) mit Lack gesichert war. Da das Objektiv kalt war, habe ich es über Nacht auf eine warme Blechplatte gelegt und hoffe, dass der Ring sich durch die Dehnung nachher besser lösen lässt.

Evtl. muss ich auch mit einem dünnen Blech zwischen abgedeckter Linse und Spannring tasten, wo der Lackpunkt ist, um dort mit Löser aufzuweichen. Zur Entspannung und Lockerung des Spannrings habe ich gestern mit einem Ölstift (Ölgeber mit Kanüle) einige minimale Öltropfen an das Gewinde gegeben, um das Gewinde gängiger zu machen, mit der Wärme sollte es das Gewinde zwischen den Drehabren Teilen komplett benetzen. Heute nachmittag geht es vermutlich weiter.

 

Falls sich euch nun die Haare sträuben, kann ich das verstehen. Aber ich bin Werkzeugmacher und mache mir vor sowas nicht ins Hemd, speziell das mit dem Öl und der warmen Blechplatte zur Ausdehnung. Trotzdem habe ich mit dem Objektiv angefangen, dessen verlust ich am ehesten verschmerzen könnte, sollte es nicht klappen. Würde ich auch jedem anderen empfehlen.

 

Habt Ihr schon alte Objektive entpilzt, wie habt Ihr es gemacht und was sind die Erfahrungen damit?

Gibt es für spezielle Objektivtypen oder Fabrikate besondere Dinge zu beachten?

 

Gruß Andreas

 

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äh, nee, objektive mit glaspilz nimmt z.b. zeiss nicht mal zur reparatur an, würde ich nie aufmachen, sondern sofort in die tonne treten...

 

speziell an der frontlinse sind die äußeren abdeckungen oft verklebt (sog. "makeup" ringe), ein fön und etwas gewalt mögen da hilfreich sein

eine fundgrube für objektiv-innereien ("teardown") findet sich im lensrentals blog, ich hab dir da einfach mal einen beliebigen link rausgepickt: https://www.lensrentals.com/blog/2016/02/the-long-awaited-scary-and-amazing-fuji-lens-teardown/

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äh, nee, objektive mit glaspilz nimmt z.b. zeiss nicht mal zur reparatur an, würde ich nie aufmachen, sondern sofort in die tonne treten...

 

Ganz sicher nicht in die Tonne trreten! Klar kann man Objektive reinigen und entpilzen. Da kusieren die krudesten Gerüchte, die in der Regel keine verifizierte Basis haben.

Gute Informationen findest du hier: http://www.digicamclub.de. Da kannst du auch Fragen stellen und kriegst fundierte Antworten.

bearbeitet von tw463
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Ich sehe das locker. Pilzsporen hat im Grunde jeder im Haus, von daher ist eine Neuinfektion nach Reinigung immer möglich, auch wenn sie vom Profi gemacht wurde.

Dass Servicefirmen keine verpilzten Objektive zur Reinigung annehmen, habe ich selbst auch schon von einem dieser Servicebetriebe telefonisch erklärt bekommen. Dazu noch andere - rein optische und glastechnische - Horrorszenarien im Zusammenhang mit der Reinigung. Es erstaunt mich allerdings ein wenig, dass man eine Kontamination in einer unabhängigen Profiwerkstatt befürchtet. Was solls, es tut nicht weh, wenn man die Wahl zwischen Tonne und zweites Leben hat. Ich sehe das mehr als Gewinn, als Verlust. Egal, was bei rum kommt :)

 

Gruß Andreas

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zeiss sagt zum glaspilz folgendes: https://www.zeiss.de/camera-lenses/service/content/fungus-bei-objektiven.html

 

der pilz lebt natürlich nicht vom glas, sondern von organischen stoffen auf demselben, bzw. den zur verkittung von linsen oft verwendeten harzen

 

hat der pilz die beschichtung einer linse angegriffen, oder man hat sie bei der reinigung gleich mit wegpoliert (die älteren beschichtungen sind längst nicht so hart und widerstandsfähig wie heutzutage üblich), dann muß man mit einer deutlichen verschlechterung des bildkontrastes rechnen, oder eine neue beschichtung aufbringen lassen (kostet wohl über 100 ocken pro linse), oder man folgt der empfehlung von zeiss und nimmt gleich eine neue linse

 

falls sich der pilz mal in den kitt zwischen zwei linsenoberflächen reingefressen haben sollte, wird es noch übler...

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Ich habe heute den ersten "Wertungsversuch" vom ersten bis zum letzten Schritt unternommen. Demontieren, reinigen und wieder montieren.
Dran glauben musste ein ca. 30 Jahre altes Soligor 70-200mm macro Objektiv. Einfach zu zerlegen war es bis auf die Endtube. Was ich jetzt als größten Stolperstein ansehe, ist die Gruppierung, also die Kombination von konkaven zu konvexen Wölbungen der Linsen innerhalb einer Gruppe. Sollte man mit Folienschreiber markieren, was vorn/hinten ist...

In diesem Muster waren alle Linsen vom Pilz befallen, so musste ich alles auseinanderreißen. Interessant wie auch beim Exacta war, dass die Linsen innerhalb einer Gruppe gar nicht verkittet waren. Es war sogar Luft zwischen den Linsen, die z.T. auch durch Distanzringe getrennt waren.

 

Prinzipell hat es funktioniert, das Objektiv ist jetzt besser als vorher, aber ich muss noch mal ran. Ich habe leider keinen Reinraum und die falschen Handschuhe getragen, so dass jetzt Flusen irgendwo drin sind.

Die einfachste Schutzvorkehrung haben die günstigen Objektive alle nicht: einen einfachen, dünnen O-Ring zwischen dem Spannring und der Frontlinse. Damit könnte man einiges aus dem Objektiv fernhalten. Je nach dem, wie sich das weiter entwickelt, werde ich die brauchbaren Gläser rein zum Spaß nachrüsten und dann weiter beobachten. Fotos stelle ich ggf. später ein. Schlechte YT-clips gibt es schon genug zu dem Thema...

 

Beim Exacta bin ich einen halben Schritt weiter gekommen. Durch das sparsam ins Frontgewinde getropfte Öl hat sich der Spannring vorn ganz plötzlich ohne Gewalt lösen lassen. Jetzt ist der Fronlinsenträger noch fest. Den habe ich auch ganz dünn zum Lösen geölt und  zum gleichmäßigen Einwirken und Ausdehnen über Nacht auf das warme Blech gestellt.

 

Gruß Andreas

bearbeitet von rostafrei
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  • 3 weeks later...

Ein kleiner Zwischenstand:

2 von 4 Objektiven sind Schrott, 2 konnten verbessert werden.

- Sigma 70-300macro hatte ich bereits vermeldet, war kein Pilz, sondern ein undefinerbarer Schmierfleck hinter der Frontlinse

- altes Soligor 70 -200mm naja, geht so, könnte besser sein. Hat rein handwerklich gut funktioniert, optisch ist da noch viel Luft nach oben.

- Hanimex 500/f8 - Tonne. Die Frontlinse ließ sich partout nicht herausschrauben, der Haltering ist eine ca. 20mm lange Hülse, die ca. 20mm weit aus dem Gehäuse geschraubt werden muss. Die Hinterlinse konnte ich reinigen.

- Tokina ATX 80-200mm/2.8 - tut richtig weh, ich werde es ausschlachten. Ausgerechnet hier sind die befallenen Gruppen verkittet und zwischen den Einzellinsen sitzt der Pilz unerreichbar,  offene Flächen sind sauber, in einer Gruppe ist eine merkwürdige Trübung, die nicht wie Pilz aussieht.

 

Ausgerechet bei diesem Objektiv, was ohne großen Kraftaufwand zu zerlegen war, sind die Linsen verkittet. Die werde ich nicht ohne Zerstörung trennen können. Zeitverschwendung - ich werde mal den Hinweis verfolgen, mit Kupfersulfat etwas zu bewirken. Damit verschwende ich meine Zeit wenigstens nicht, weil ich es vorrätig habe. Wenn das auch keine erkennbare Änderung verursacht, ist es letztlich egal.

 

Jetzt habe ich noch ein Rikenon und ein Vivitar zum Testen...

 

Gruß Andreas

bearbeitet von rostafrei
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  • 3 weeks later...

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