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schiefe NX-Objektive geradeziehen


oram

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Liebe Nixenfreunde,

in der Elektrobucht hatte ich ein 45mm f1,8 erstanden, guter Zustand. Nach ersten Aufnahmen fiel mir auf, dass die Schärfe nicht gleichmässig war: links wurden nähere Objekte scharf abgebildet, rechts weiter entfernte Objekte. Zuerst nur Frust, denn gerade bei einem lichtstarken Objektiv ist das doof, so viel abzublenden bis der Fehler in der Tiefenschärfe verschwindet. Dieses Phänomen hatte ich früher schon mit einem ersten 45mm und auch mit einem neu gekauften 30mm f2.

Neu gekauft kann man widerrufen, aber gebraucht von privat ist halt ungünstig. Nun gibt es zwei Möglichkeiten für diesen Fehler:

- die Optik ist schief

- nur die Mechanik ist schief

Da durch Umfokussieren auf die benötigte Stelle gute Qualität zu erreichen war musste die Mechanik schief sein. Ich habe mir das Bayonett genauer angeschaut, genial einfach gemacht. Drei Kreuzschlitzschrauben Grösse 00 halten den blanken Bayonettring in einem vertieften Sitz aus Plastik, ich vermute mit selbstschneidenden Schrauben.

Zuerst habe ich die Orientierung und das Ausmass der Schieflage eingegrenzt. Für den nötigen Korrekturwert hielt die allgemeine Linsengleichung her:

1/f = 1/b + 1/g

mit f = 4,5cm. Grob abgeschätzt gehe ich davon aus, dass wenn links ein Objekt in 10m scharf ist, ein rechtes Objekt in 20m scharf ist. Also 1000 cm für Gegenstandsweite 1 und 2000 cm für Gegenstandsweite 2 eingesetzt, ergibt Bildweite 1 = 4,52cm und Bildweite 2 = 4,51cm, Differenz 1/10mm.

Das bedeutet, das einseitige Unterlegen von 1/10mm ist Startpunkt.

Glücklicherweise war an der nötigen Stelle ( linke Seite auf Kamera bezogen) gerade eine der drei Schrauben, die das Bayonett am Objektivkörper halten. Diese eine Schraube fast ganz ausgedreht, die beiden anderen Schrauben nur ca. 3 Umdrehungen losgedreht. Danach ist der Bayonettring lose. Er muss sich an der fraglichen Stelle so weit abheben dass man unter den Metallring sehen kann, der normal eingelassen in einer Nut liegt.

Die Hausfrau hatte Alufolie für den Backofen. Daraus habe ich ein dreilagiges Sandwich gefaltet, ca 5mm x 5mm mit einem abstehenden Fähnchen zum Einführen.

In dieses Sandwich mit der Nagelschere einen 1 mm breiten U-förmigen Schlitz schneiden, damit man das Alupaket wie eine Gabel rechts und links dicht an der Bayonettschraube vorbeiführen kann. Nur direkt im Umfeld der Schraube liegt der Chromring sicher auf dem Objektivkörper auf, abseits sind teilweise Hohlräume in denen man keinen Gegenhalt findet. Alupaket einführen, Schrauben wieder anziehen. Das einlagige Fähnchen verbleibt erst einmal an dem Korrektiv.

Eine neue Serie Testaufnahmen hergestellt, mit einer Blendenreihe von 1,8 bis 5,6, AF-Feld exakt auf Mitte, einmal Kamerahaltung normal, eine zweite Serie Kamera kopfstehend.

Die richtigen und inversen Aufnahmen umbenennen dass man sie so durchklicken kann, dass f1,8 richtig und f1,8 invers direkt aufeinanderfolgen, dann kommt zweimal f2,2, zweimal f2,8, zweimal f3,5 usw. Die normale und die inverse Aufnahme müssen in allen 4 Ecken gleich scharf oder gleich unscharf sein, dann ist die Optik gerade. So teste ich jedes neue Objektiv auf Zentrierfehler, da tuen sich gelegentlich Abgründe auf!

Ich hatte Glück, mein 45er kam mit 3 Lagen Alufolie hin, 4 Lagen wären auch ok gewesen. Zum Schluss das überstehende Alufähnchen abreissen, fertig.

Als nächstes Projekt habe ich mir vorgenommen, ein überzähliges PZ 16-50mm absichtlich schief zu stellen. Das wird etwas fürs Frühjahr: aus Froschperspektive eine Blumenwiese so aufnehmen, dass nach Scheimpflug von 25cm bis unendlich alles scharf ist, ein Tilt-Objektiv mit fest einstellbarem Winkel. Dafür braucht es dann mehr als ein Zehntel Unterlage, eher volle Millimeter.

Parallel kann diese Methode eine Chance für Einige sein, die ein schiefes 16-45mm oder 18-55mm besitzen. Das Bayonett ist halt Klasse weil alle sensiblen Übertragungen innen elektrisch ablaufen und das Bayonett ein glatter Ring mit nur einer Funktion ist. Die richtige Geometrie kann man ihm mit etwas Berechnung, etwas Versuch und Irrtum dann beibringen. Die Schrauben wollte ich aber nicht 20x bedienen, die scheinen in Plastik zu greifen, nicht in metallischen Gewindeeinsätzen.

Bei all dem Stress den man normal mit schiefen Linsen hat ist diese NX-Geschichte sehr erfreulich weil ohne Geld in Eigenregie die Objektive substantiell verbessert werden können.

ois choaf wünscht

maro

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  • 3 years later...

Perfekt,

habe die Methode ausprobiert, da ich mit meinem Samsung 45mm Objektiv exakt das selbe Problem hatte.

Die gleichmäßige Schärfeverteilung bei offener Blende mit 1,8 ist jetzt wesentlich! besser. Das Problem mit der Unschärfe im linken Bildabschnitt ist fast völlig verschwunden.

Vielen Dank für den tollen Beitrag!

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